Dormagen: Giftstoffe könnten von Industriebrache in den Rhein gelangt sein
Stand: 29.08.2023, 10:22 Uhr
In Dormagen droht möglicherweise ein Umweltskandal. Vom Grundstück einer ehemaligen Zinkhütte im Ortsteil Nievenheim sollen jahrzehntelang Giftstoffe über das Grundwasser in den Rhein gelangt sein.
Von Thomas Kalus
Die Stadt Dormagen wollte eigentlich das rund 50 Fußballfelder große Grundstück vom Eigentümer RWE kaufen und als Gewerbegebiet entwickeln. Deshalb hat sie ein Gutachter-Team der RWTH Aachen damit beauftragt, die Industriebrache zu untersuchen.
Die Studie wurde am Freitag in einer gemeinsamen Sitzung von Umwelt- und Planungsausschuss vorgestellt. Und das Ergebnis fällt ernüchternd aus.
Messungen und Kontrollen des Geländes unzureichend
Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass das stark belastete Areal am Silbersee in der Vergangenheit weder ausreichend überwacht noch regelmäßig kontrolliert worden sei. Auch Schadstoffmessungen seien bislang nur oberflächlich durchgeführt worden.
Blei, Cadmium und Arsen im Boden
Die Stolberger Zinkhütten hatte ihr Werk in Dormagen vor gut 50 Jahren geschlossen. Der darunterliegende Boden ist seitdem zum Teil mit hoch giftigen Substanzen wie Blei, Cadmium und Arsen belastet.
Das bestätigte bereits 2017 ein Umweltgutachten, das der jetzige Eigentümer RWE in Auftrag gegeben hatte. Die Belastungen im Untergrund würden demnach aber keine Gefahr für die Umgebung darstellen, urteilten die Gutachter damals.
So soll es mit dem Gelände weitergehen
Die neue Aachener Expertise kommt allerdings zu einer anderen Bewertung: Sie glauben, dass seit vielen Jahren Gift über das Grundwasser in den Rhein fließt. Genauere Untersuchungen dazu gebe es aber nicht.
Laut Stadtplanung möchte Dormagen nun nur noch Teile des Geländes als Gewerbegebiet weiterentwickeln. An besonders belasteten Stellen wird der verseuchte Boden herausgenommen und entsorgt.
Die daran angrenzenden Flächen werden mit Spezialfolie versiegelt, damit das Grundwasser nicht noch weiter belastet werden kann. Die Kosten dafür müsste entweder Eigentümer RWE oder ein zukünftiger Investor tragen.
Über dieses Thema berichtet am 28. August 2023 auch WDR 2.