Ein Jahr nach Erdbeben in der Türkei: Korrespondentin Katharina Williger berichtet aus Antakya
WDR aktuell. 06.02.2024. 02:02 Min.. Verfügbar bis 06.02.2026. WDR.
Gedenken an Erdbeben-Opfer: "Es war sehr, sehr schlimm"
Stand: 06.02.2024, 20:39 Uhr
Politiker und Künstler haben Montag in Köln den Opfern und Betroffenen der Katastrophe in der Türkei und in Syrien vor einem Jahr gedacht. Landesweit ist die Anteilnahme groß.
Von Daniela Müllenborn
Unter den Gästen in der Kölner Flora waren auch in Deutschland lebende Angehörige von Erdbebenopfern. "Es war schlimm, sehr, sehr schlimm", erinnert sich Fehime Ucar an den 6. Februar 2023.
Die Dormagenerin versuchte damals vergeblich, Verwandte in ihrer zerstörten Heimatstadt Antakya per Handy zu erreichen. Mehr als 60 Familienmitglieder und Freunde starben in den Trümmern.
Fehime Ucar (m.) und ihre Tochter Zuleyha verloren viele Angehörige
Die Gedenkveranstaltung in Köln gab ihr ein wenig Hoffnung zurück. Dort erfuhr sie nämlich, dass es auch ein Jahr nach der Katastrophe noch zahlreiche Initiativen gibt, die im Erdbebengebiet helfen.
Hilfsorganisationen warben für ihre Projekte
17 Organisationen stellten konkrete Projekte vor. Sie versorgen die Menschen im Katastrophengebiet mit Wasseraufbereitungsanlagen, bauen nachhaltige Holzhäuser, planen mehrsprachige Kitas, bringen Kleidung, Spielsachen, Schulmaterialien in die betroffenen Gebiete.
Auch Kölner Initiativen sind in der Türkei und in Nordsyrien im Einsatz. "Köln hat damals sofort geholfen, aber das muss auch weitergehen, es ist nicht mit einer einmaligen Hilfe getan" spornte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Initiativen an, in ihrer Hilfsbereitschaft nicht nachzulassen.
Land NRW gibt 100.000 Euro
Zu den Rednern gehörte unter anderem Fatih Çevikkollu
Diesen Appell unterstrich auch Nathanael Liminski, NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten. Er kündigte an, dass die Landesregierung mit 100.000 Euro ein Projekt unterstützt, das psychologisches Personal ausbildet, um im Katastrophengebiet traumatisierten Menschen zu helfen.
Auch Künstler wie Rap-Star Eko Fresh oder Comedian Fatih Cevikkollu warben für Solidarität mit Erdbebenopfern und Hinterbliebenen, aber auch für Vielfalt und das Einstehen für demokratische Werte.
Landesweite Hilfe und Anteilnahme
Schnelle Hilfe für das Krisengebiet kam damals auch von den Spezialisten der Duisburger Hilfsorganisation ISAR Germany. Mehr als 40 Retter und sieben Rettungshunde halfen, Menschen lebend aus den Trümmern zu bergen. Einige dieser Helfer sind jetzt wieder in der Türkei und nehmen dort am Dienstag an der Gedenkfeier für die 56.000 Opfer teil.
Lamia Faqirzada, Rechtsanwältin aus Essen, organisiert Spenden und war mehrmals im Erdbebengebiet, um dort die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Jetzt will sie mit Unterstützung anderer eine Kita bauen lassen. Auch in Dortmund sind bei einer Spendenaktion mehr als 300.000 Euro zusammengekommen. Damit wird jetzt in der besonders betroffenen Stadt Hatay ein Reha-Zentrum für die Schwerverletzten gebaut.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort sowie Reporter in den Landesstudios
Über das Thema berichtet der WDR am 5. und 6.2.2024 auch in der Lokalzeit im WDR Fernsehen sowie im Radio auf WDR 2.