Nach Wahlergebnissen im Osten
NS-Dokumentationszentrum ruft zu Spenden für Projekte gegen rechts auf
Stand: 03.09.2024, 14:34 Uhr
Nach den starken Ergebnissen für die AfD bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hat der Förderverein des NS-Dokumentationszentrums die Kampagne "Demokratie ist alternativlos" gestartet. Die Initiatoren rufen dazu auf mitzuwirken.
Von Sissy Hertneck
"Wir alle können mithelfen, den Rechtsruck aufzuhalten. Jetzt!", sagt die Gründerin des Fördervereins des NS-Dokumentationszentrums, Claudia Wörmann-Adam. Sorge spricht aus ihren Augen, als sie am Dienstag (03.09.) die neue Kampagne "Demokratie ist alternativlos" im NS-Dokumentationszentrum in Köln vorstellt.
Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus stärken
Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat die AfD viel Zustimmung von den Wählern erhalten. In beiden Bundesländern gilt die Partei als gesichert rechtsextrem. Der Förderverein des NS-Dokumentationszentrums stellt sich deshalb die Frage: Wie geht es jetzt weiter?
Der Förderverein setzt sich für die neue Kampagne ein
Für Claudia Wörmann-Adam liegt der Schlüssel darin, aktiv zu handeln. "Gerade jetzt dürfen wir die Taten des Nationalsozialismus nicht vergessen und müssen die Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus in der Gegenwart aufzeigen", sagt sie.
Team im NS-Dokumentationszentrum ist besorgt
In Sachsen und Thüringen erreichte die AfD bei den Landtagswahlen jeweils über 30 Prozent der Stimmen laut vorläufigem, amtlichen Endergebnis. Auch viele junge Menschen setzten ihr Kreuz bei der AfD.
Die hohe Zustimmung unter jungen Wählern bereitet dem Team im NS-Dokumentationszentrum große Sorge: "Für uns ist das Erstarken des Rechtsextremismus alarmierend. Wir sorgen uns, dass die Demokratieförderung beispielsweise in Thüringen unter der AfD leiden könnte", sagt der Direktor, Dr. Henning Borggräfe.
Spontane Idee nach Wahlergebnissen
Deshalb hat sich der Förderverein direkt nach den Wahlen dazu entschieden, einen Spendenaufruf zu starten: Wer keine Zeit hat, die Demokratie aktiv zu stärken, könne finanzielle Unterstützung leisten - so die Idee. "Wir sind dankbar für jeden Euro. Egal ob von Privatpersonen, Unternehmen oder Vereinen", sagt Wörmann-Adam.
Mehr Workshops, mehr Wissen
Mit dem gesammelten Geld sollen Projekte realisiert werden, mit denen die Erinnerungsarbeit fortgesetzt und ausgebaut wird. Es soll aber auch um die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus in der Gegenwart gehen.
Im NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz wird an die Opfer der NS-Zeit gedacht
Ganz konkret möchte das NS-Dokumentationszentrum z. B. 30 weitere Schulworkshops durchführen - zusätzlich zu den bereits bestehenden 130 jährlichen Schulbesuchen. Weil immer mehr Zeitzeugen sterben, ist es dem Team des NS-Dokumentationszentrums auch ein Anliegen, die mehr als 1.000 Zeitzeugen-Interviews des Museum online zur Verfügung zu stellen.
Projekte erreichen nicht alle Menschen
Aktuell können die Interviews nur im Museum gelesen und erlebt werden. Eine weitere Idee ist es, für die Besucher weitere Audioguides mit neuen Sprachen wie Italienisch oder Ukrainisch zur Verfügung zu stellen. All das kostet Geld.
Mit den Projekten sollen vor allem Personen, die noch nicht genug über den aktuellen Rechtsextremismus und die deutsche NS-Vergangenheit wissen, angesprochen werden. Es sei aber schwierig, mit Personen in Kontakt zu kommen, die bereits im rechten Spektrum angekommen sind, so Direktor Henning Borggräfe.
NS-Dokumentationszentrum als Erinnerungsort
Das NS-Dokumentationszentrum am Appellhofplatz in Köln ist einer der wichtigsten Orte der historischen Erinnerung an die Verbrechen in der NS-Zeit. Im ehemaligen Hausgefängnis der Gestapo erinnern Inschriften und Graffiti an die Gräueltaten, die die Häftlinge erlebt haben.
Quellen:
- Reporterin vor Ort
- NS-Dokumentationszentrum
- Förderverein des NS-Dokumentationszentrums
- ARD
- ZDF