Sobbeck wie er den Finanzplan des Erzbistums Köln vorstellt.

Kirchenaustritte kosten Erzbistum Köln mehrere Millionen

Stand: 01.10.2024, 12:50 Uhr

Die Einnahmen des Kölner Erzbistum sind um 34 Millionen Euro zum Vorjahr gesunken. Grund dafür sind vor allem Kirchenaustritte.

Von Jochen Hilgers

Beim Erzbistum Köln bricht die Kirchensteuer ein. Das ist eines der Ergebnisse des Finanzberichts im Generalvikariat Köln, einer der zentralen Verwaltungsbehörden. Die Einnahmen des Erzbistums sind insgesamt um 34 Millionen Euro auf nur noch 655 Millionen Euro in 2023 gesunken. Im Jahr 2022 waren es noch 689 Millionen Euro.

Gordon Sobbeck ist beim Erzbistum Köln der Mann der Zahlen. Bei seiner Unaufgeregtheit bleibt ein wenig verborgen, wie dramatisch die Lage eigentlich ist.

Finanzbericht Erzbistum Köln

WDR Studios NRW 01.10.2024 00:38 Min. Verfügbar bis 01.10.2026 WDR Online


Laut dem Ökonom sind es am Ende 34 Millionen Euro weniger, die das Erzbistum eingenommen hat. Das liege zum Beispiel an der schwachen Wirtschaftslage und geringen Impulsen auf dem Arbeitsmarkt. Und natürlich an der enorm rückläufigen Zahl an Kirchenmitgliedern, sagt Sobbeck. Übersetzt bedeutet das, dass die weiterhin hohe Anzahl an Kirchenaustritten das Erzbistum mittlerweile eine hohe Millionensumme kostet.

Lücke von 100 Millionen Euro bis 2030

Auf Nachfrage stellt Sobbeck eine interessante Schätzung vor. Ganz grob über den Daumen, nennt er sie. Ein durchschnittlicher Kirchenaustritt koste das Bistum demnach geschätzte 380 Euro. Bei 40.000 Kirchenaustritten im vergangenen Jahr sind da 15,2 Millionen Euro. Ob Sobbeck will oder nicht. Wenn er eine langfristige Finanzplanung aufstellen will, dann muss er auch mit einer weiter hohen Austrittsquote und entsprechenden finanziellen Konsequenzen rechnen. Alles andere wäre wohl unseriös. Und wenn einer im Besprechungsraum des Generalvikariats Seriosität ausstrahlt, dann der Finanzmann.

Nicht nur Kirchenaustritte sind das Problem

In diesem Jahr seien die Einnahmen um fünf Prozent gesunken, rechnet Gordon Sobbeck weiter. Ohne Gegenmaßnahmen bis zum Jahr 2030 würde eine finanzielle Lücke von 100 Millionen Euro entstehen. Ein Kaufkraftverlust von 20 Prozent. Neben den Kirchenaustritten gibt es zusätzliche Faktoren. Die hohen Tarifabschlüsse belasten den Etat genau so wie die Inflation und gestiegene Baukosten. 8,8 Millionen Euro hält das Erzbistum vor für Ansprüche von Vergewaltigungsopfern durch kirchliche Täter. Sobbeck legt Wert darauf, dass diese Mittel nicht aus Kirchensteuergeld stammen. Was bei genauerer Hinsicht auf den Gesamtetat eigentlich kaum eine Rolle spielt sondern eher symbolischer Natur ist.

Einsparungen im Sozialbereich?

Sobbeck zeigt einen Kuchen mit prozentualen Ausgaben für 2024. Daneben ist ein Kuchen für 2030 zu sehen. Der sieht genauso aus ist nur deutlich kleiner. Ein Rasenmäher-Prinzip - also alle sparen gleich - werde es wohl nicht geben, heißt es.

Sobbeck spricht von pastoraler Schwerpunktsetzung. "Künftig wird die Frage zu stellen sein", referiert er, "Wo wollen wir uns priorisieren oder wo liegen Punkte, die gar nicht mehr berücksichtigt werden." Wo der strikte Sparkurs also hinführt, lässt sich nicht genau abschätzen. Dass Kita-Plätze abgebaut werden, drei Schulen an andere Träger überführt werden, das aber sind Beispiele, was da kommen kann oder sicher wird.

Unsere Quellen:

  • Erzbistum Köln
  • WDR Reporter vor Ort

Über das Thema berichtet der WDR auch in der Lokalzeit Köln.