Feldhamster in Zülpich ausgewildert
Lokalzeit aus Aachen. 30.04.2024. 02:30 Min.. Verfügbar bis 30.04.2026. WDR. Von Jörg Sauerwein.
Feldhamster in Zülpich ausgewildert
Stand: 30.04.2024, 17:24 Uhr
In NRW ist der Feldhamster vom Aussterben bedroht. Auf einem Feld nahe Zülpich soll jetzt wieder eine neue Population entstehen. Schon in wenigen Jahren sollen dort wieder rund 1.000 Tiere leben.
Von Barbara Mourad
NRW-Umweltminister Oliver Krischer spricht von einem "historischen Tag", der es heute für den Artenschutz im Bundesland sei. Er steht geschützt vor der Sonne in einem Pavillion auf einem Feld nahe Zülpich, vor ihm auf einem Tisch klettert ein Feldhamster in einer durchsichtigen Plastikbox umher.
Der soll gleich ausgewildert werden - und Teil einer neuen Population von Feldhamstern werden. Zwölf Tiere werden dafür an diesem Vormittag auf dem Feld ausgesetzt - insgesamt sind es in diesen Tagen 98 Tiere.
Feldhamster als Teil der Nahrungskette
Sie stammen aus einer Zucht nahe Münster - und sind Nachfahren der letzten Tiere, die vor sieben Jahren nahe Zülpich eingefangen wurden. So wurden die Tiere damals vor der Ausrottung beschützt und sollen sich jetzt fleißig vermehren. In ein paar Jahren soll es dann wieder 1000 Feldhamster geben - genug, damit die kleine Population von selbst überlebt.
Umweltminister Oliver Krischer (2.v.l.), Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen, Landrat Markus Ramers, Rebekka Vogel von der Unteren Naturschutzbehörde bei der Auswilderung.
"Früher gab es Prämien für jeden getöteten Hamster", erinnert Umweltminister Krischer bei der Auswilderung. Sie galten früher für die Bauern als schädlich: "Hier haben wir jetzt eine Lösung gefunden, wie wieder Lebensraum für Hamster geschaffen werden kann, gemeinsam mit dem Land, dem Kreis und den Landwirten vor Ort."
Wichtig, sagt Rebekka Vogel, die bei der unteren Naturschutzsbehörde des Kreises Euskirchen die Wiederansiedlung der Hamster betreut: "Die Tiere sind ein sehr wichtiger Teil der Natur hier in der Region, etwa auch in der Nahrungskette für Greifvögel. "Seit Jahren setzt sie sich deshalb dafür ein, wieder einen Lebensraum für die Feldhamster zu schaffen.
Landwirte haben Bedenken
Dabei kommt es vor allem auf die Zusammenarbeit mit Landwirten an, die ihre Flächen für die Wiederansiedlung der Tiere zur Verfügung stellen. Auf die Tiere muss Rücksicht genommen werden, ein Teil der Ernte kann etwa erst nach Beginn der Winterruhe der Hamster eingefahren werden.
Einer der Hamster im neuen Habitat.
Deshalb sind auch nicht alle vollends von dem Projekt begeistert. Etwa Martin Böhling von der Kreisbauernschaft: "Das Projekt ist sicher wichtig, aber es muss freiwillig bleiben." Kein Landwirt solle dazu gezwungen werden, Schutzflächen für den Feldhamster einzurichten.
Umweltminister Krischer betont, dass man mit den Bauern zusammenarbeiten werde: "Das ist ein Kooperationsprojekt, wo geschaut wird, wo kann man so wirtschaften, dass die Hamster überleben können, aber gleichzeitig auch die Landwirtschaft stattfinden kann." Das soll über Vertragsnaturschutz funktionieren - sprich beteiligte Landwirte bekommen für ihren Naturschutz auf ihren Feldern Ausgleichszahlungen des Landes.
In zehn Jahren soll das Projekt evaluiert werden, um zu schauen, ob sich der Feldhamster bei Zülpich wieder wohlfühlt.