Kay Schierwagen hat noch nicht aufgegeben. Zwar ist der Tod seiner Tochter auf einer Klassenfahrt nach London fast vier Jahre her, aber Emilys Vater kämpft weiter um eine Anklage in dem Fall.
Hin und Her um Prozess: Jetzt könnte es doch zu einer Anklage kommen
Ob es dazu kommt, muss jetzt das Oberlandesgericht Düsseldorf klären. Denn: Nachdem das Landgericht Mönchengladbach die Verfahrenseröffnung gegen zwei Lehrerinnen im Februar abgelehnt hatte, reichten Staatsanwaltschaft und Schierwagens Anwalt sofortige Beschwerde ein.
Archiv: Emily zusammen mit ihrem Vater.
Das OLG muss jetzt beurteilen, ob das Verfahren doch hätte eröffnet werden müssen - und hat zwei Möglichkeiten. Einerseits könnte die sofortige Beschwerde verworfen werden, dann wäre die Eröffnung des Verfahrens endgültig vom Tisch.
Hoffnung beim Vater der Verstorbenen
Hebt das Gericht andererseits den Beschluss auf, kommt es zu einem Hauptverfahren. Darauf hoffen auch Anwalt Wolfgang Steffen und sein Mandant Kay Schierwagen. "Nach dem Antrag hat er natürlich wieder Hoffnung, aber die Gefühlsschwankungen, die es in diesem Verfahren für ihn gab, sind schon schrecklich", erzählt Steffen über Emilys Vater.
Das Landgericht hatte im Februar argumentiert, dass die Lehrerinnen zwar ihre Aufsichtspflicht verletzt hätten, das sei aber nicht ursächlich für den Tod des Mädchens gewesen. Außerdem sei für Laien nicht sicher erkennbar gewesen, dass die Situation lebensbedrohlich war.
Dreizehnjährige stirbt an Herzinfarkt
Im Sommer 2019 war die 13-jährige Emily auf Klassenfahrt in London. Nach der Ankunft soll ihr plötzlich schlecht geworden sein. Sie war Diabetikerin, was aber zu diesem Zeitpunkt offenbar niemand dort wusste.
Emily habe sich mehrfach übergeben und sei letztendlich nicht mehr ansprechbar gewesen - so erzählten es Mitschüler dem Vater.
Archiv: Kay Schierwagen an dem Grab seiner Tochter in Mönchengladbach.
Die Lehrkräfte hätten sich nicht um die 13-Jährige gekümmert, sie sollen erst eineinhalb Tage später nach ihr geschaut und einen Krankenwagen gerufen haben. Emily starb kurz darauf im Krankenhaus.
Infoabend vor der Klassenfahrt steht ebenfalls im Fokus
Im Fokus einer möglichen Anklage steht nicht nur, ob sich die Lehrerinnen in London zu wenig um Emily gekümmert haben.
Anwalt Wolfgang Steffen vermutet Fehler bei einem Elternabend vor der Fahrt. Schon da hätte umfassend geklärt werden müssen, ob jemand eine Krankheit hat. Hätte es ein Formular zum Ausfüllen für die Eltern gegeben, hätte jeder von der Diabetes-Erkrankung wissen können.
Fall müsste vor andere Strafkammer in Mönchengladbach
Mit einer Entscheidung des OLGs ist frühestens in drei Wochen zu rechnen. Sollte das Verfahren eröffnet werden, müsste der Fall komplett neu aufgerollt und entschieden werden, ob die beiden Lehrerinnen eine Schuld am Tod der Jugendlichen trifft.
Über dieses Thema berichten wir am 24. Mai 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19:30 Uhr, und im WDR Hörfunk in der Lokalzeit auf WDR2.