Nach sechs Jahren Sanierung: Letzte Arbeiten am Bonner Münster

03:11 Min. Verfügbar bis 02.08.2025

Nach sechs Jahren Sanierung: Letzte Arbeiten am Bonner Münster

Stand: 02.08.2023, 15:47 Uhr

Sechs Jahre haben die Sanierungsarbeiten am Bonner Münster gedauert und 21 Millionen Euro verschlungen. Aber ein Ende der Bauarbeiten ist in Sicht.

Von Marc Schröter

Noch hüllt ein Stahlgerüst das Wahrzeichen in ein glänzendes Korsett und die Steinmetzarbeiten am teils mittelalterlichen Gestein sind noch nicht ganz abgeschlossen.

Arbeitsplatz mit Aussicht

Steinmetz Udo Davepon

Udo Davepon musste einen Großteil der Steine im Münster ersetzen

Wenn Steinmetz Udo Davepon im wackeligen Baulastenaufzug am Vierungsturm des Bonner Münsters hochfährt, hat er ein Lächeln im Gesicht. Auf rund 50 Metern Höhe ist sein Arbeitsplatz mit einem tollen Blick über die Stadt bis ins Siebengebirge. Nach über zwei Jahren Arbeit hier oben tauschen er und seine Kollegen noch die letzten maroden Römertuff-Steine aus.
"Insgesamt mussten wir rund 70 Prozent ersetzen. Die Witterung hat von den alten Steinen teilweise kaum etwas übrig gelassen", sagt der Steinmetz und balanciert auf einer gelochten Gerüstplanke zur nächsten Wand.

Steinmetz mit Höhenangst

An einer Seite geht es hier steil hinunter. Vor vielen Jahren, als er auf dem Kölner Dom seine Ausbildung machte, hatte Udo Davepon noch Höhenangst. "Daran musste ich mich erst gewöhnen", gibt er zu. Heute sei die Höhe aber sein Freund.

Er hat ein großes Foto von einer der Turmmauern dabei. Hier muss er jeden ausgetauschten Stein dokumentieren. "Ein Stein gleicht dem Anderen. Da komme ich manchmal durcheinander", sagt er lachend und macht das nächste Kreuz auf dem Foto. Was wo verbaut ist, sind wichtige Informationen für zukünftige Sanierungen.

Stadtdechant ist erleichtert

Im Steinlager unter dem großen Stahlgerüst schlängeln sich zwei schwarz glänzende Halbschuhe durch den Schutt. Als Stadtdechant Wolfgang Picken vor über vier Jahren hier anfing, war auch der Innenraum der Basilika eine große Baustelle. Jetzt soll die rund sechsjährige Sanierung nach den Sommerferien zu Ende gehen.

"Wenn es morgens nicht mehr schleift, bohrt oder sägt, befürchte ich, gar nicht mehr wach zu werden. Mein Wohnhaus grenzt direkt ans Münster und ich spüre jede Erschütterung", sagt Wolfgang Picken ironisch - und sichtlich erleichtert.

Letzte Bodenplatten im Bonner Münster verlegt

Die Westapsis ist schon gerüstfrei, durch den Haupteingang kommt man erstmals wieder barrierefrei, und im Kreuzgang legen Handwerker die letzten Bodenplatten.

Die fast 1.000 Jahre alte Basilika musste wegen statischer Probleme, Risse, Verschmutzung und veralteter Technik saniert werden. Rund 21 Millionen Euro hat das am Ende gekostet. Steinmetz Udo Davepon drückt auf einen großen weißen Gummiknopf und der Aufzug ruckelt wieder nach unten. Nächste Woche wird das Gerüst abgebaut. Vermissen werde er den Ausblick nur ein bisschen, sagt er - denn es warte schon die nächste Kirche auf ihn.

Über das Thema berichten wir am 02.08.2023 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19.30 Uhr.

Weitere Themen