Kaum habe ich den Friseurladen mit meiner Video-Kamera betreten, bin ich mittendrin in lauten Rap-Beats und summenden Haarschneidemaschinen. Die bilden den Soundtrack mit dem hier Haare gemacht werden.
"Wie fühlt man sich denn vor und nach einem Haarschnitt", frage ich Phillie, einen jungen Mann, dem ein Barber gerade die Kontur seiner Afrohaare fein nachschneidet. "Vorher verwahrlost", sagt er, und erntet lautes Gelächter bei Kunden und Barbern im Laden, und mit einem breiten Grinsen fügt er an: "und nachher crispy-clean".
"Es sind nicht nur die coolen Frisuren, die hier gezaubert werden, sondern auch die guten Vibes", erklärt mir Kunde Marlon Aduful, die ihn hier regelmäßig hinbringen. Jede Woche kommt der fast zwei Meter-Mann mit super kurzem, rasierten Kopfhaar und fein getrimmten Bart hierher.
"Ich bin schon süchtig danach", sagt er. "Wonach genau", frage ich? "Nach dem guten Aussehen - egal wie schlecht man vorher aussieht. Winnie holt das Beste aus einem raus."
Ein Prinz als Chef bei "Hair Jordan"
Winnie, der Chef des Ladens nennt sich selbst "Fresh Prince", Star-Friseur für Afrohaare nennen ihn andere. Aber woher kommt der Name Fresh Prince eigentlich? "Mein Vater war König in meinem Heimatland Ghana", erklärt er mir. "Das ist also quasi mein Titel."
Und der abgefahrene Name "Hair Jordan"? "Einmal", erklärt Fresh Prince, "wegen des legendären Basketballers Michael Jordan, der mit seinem Team Chicago Bulls die Szene dominiert hat, so wie er mit seinem Barber Team die Szene dominiert."
Eine Kundin beim Afro-Friseur Hair Jordan in Düsseldorf
Dann hat es auch noch mit seinem christlichen Glauben zu tun, der ihm sehr wichtig ist. Er meint damit den Fluss Jordan, in dem man getauft wird. "Man geht unrein ins Wasser und kommt rein wieder raus, so wie hier im Laden", sagt er, "wenn man mit einem freshen haircut wieder auf die Straße geht."
Neben Haarschnitten gibt es auch Extensions
Hier geht aber nicht nur "Haare ab" - "Haare dran" gibt es auch. Mega-lange Extensions sind Priscilles Leidenschaft. Gerade flechtet sie 70 cm lange blonde Kunststrähnen in cirka zehn Zentimeter kurze Afrohaare einer jungen Kundin. "Ich wechsle gerne mal meine Friseur, je nach dem wie ich mich fühle", erzählt sie, "mal lang, mal kurz, ich hatte schon alles", stellt sie strahlend fest.
Friseurin Priscille erzählt, sie habe schon als Zehnjährige Extensions an ihre Puppe geflochten, dann immer ihren Schwestern zugeguckt, wie die das machen und später ihrer Mutter, ihren Tanten, einfach allen die Haare gemacht. Vor vier Jahren bestand sie ihre Friseurinnen-Prüfung und kann sich jetzt täglich hier an Kundinnen-Köpfen austoben.
Dann plötzlich ein lauter Ruf von der Kassentheke: "Leude!! Trinkgeld!! Dankeschön!!", erschallt es mit breitem Grinsen von der Barber-Crew. Ein Kunde hat ihre Sparschweine gefüttert.
Ein langer Weg bis zu den eigenen Friseur-Läden
Fresh-Prince-Winnie führt mittlerweile zwei Friseurläden in Düsseldorf. Sein Weg war nicht leicht, sagt er. Er ist in Dortmund aufgewachsen, schon auf dem Schulweg hat er täglich mit rassistischen Sprüchen zu tun gehabt - "normal für Schwarz- Afrikaner", meint er, "wir kennen so was leider fast alle."
Der Afro-Friseur Hair Jordan in Düsseldorf
Um so stolzer ist er darauf, was er auf die Beine gestellt hat. Mit dem mittlerweile bei Real Madrid spielenden Antonio Rüdiger ist er in Dortmund aufgewachsen und, "wenn dem nach einer neuen Frisur ist", so Winnie, "dann fliege ich nach Madrid, schneide ihm die Haare und wir verbringen Zeit zusammen."
Chef frisiert auch Fußball-Stars
Der sei auch seine Eintrittskarte in die Welt-Fußballer-Szene gewesen. Angefangen habe es mit Gerald Asamoah, auch Zidane, Alaba und Thuram zählen zu seinen Kunden. Oft ist er auch in Afrika unterwegs, reist durch Uganda, Nigeria, Ghana, macht dort Friseur-Schulungen und sitzt in Jurys bei Barber-Wettbewerben.
Eine Kundin beim Afro-Friseur Hair Jordan in Düsseldorf
Aber genug mit Geschichten! Winnie stellt seine goldene Schneidemaschine wieder an, die summend ein Kundengesicht umrundet mit dem Ziel: Klare Kante, saubere Kontur. Überhaupt glänzt hier ziemlich viel in Gold, auch die Barber Stühle funkeln, die Kundinnen und Kunden sind hier nun mal Königin und König, so der 33-jährige Chef das Ladens.
Die Musik machts!
Kurz ist die Musik mal aus, weil ich Interviews mache, schon verändert sich der Vibe im Laden, die Energie im Raum, bei Kundinnen und Barbern geht es irgendwie runter. Kaum dröhnt wieder der Bass, ist die Welt wieder in Ordnung bei "Hair Jordan" und auch der wöchentliche Stammkunde Marlon Aduful verlässt den Salon - natürlich crispy clean.