Ein Wolf blickt Richtung Kamera

Im Schnellverfahren zum Wolf-Abschuss

Stand: 26.03.2024, 15:30 Uhr

In Niedersachsen kann nun ein Wolf geschossen werden, der am Wochenende ein Rind gerissen haben soll. Damit wird dort erstmals das neue Schnellabschussverfahren umgesetzt. Auch in NRW droht einem Wolf immer wieder der Abschuss.

Von Rainer StriewskiRainer Striewski

Es geschah am vergangenen Wochenende: In einer Herde aus rund 30 erwachsenen Heckrindern und einem Jungbullen wurde ein Rind getötet - mutmaßlich von einem Wolf. Und das nicht zum ersten Mal. Seit September 2023 soll es sich in der betroffenen Region bei Hannover bereits um den fünften Riss handeln. Zu viel für das Land Niedersachsen. Es hat deshalb beschlossen, das Tier nach einem neuen Schnellverfahren zum Abschuss freizugeben.

Eine entsprechende Ausnahmegenehmigung für den Abschuss soll nach Auskunft des Umweltministeriums in Hannover bereits am Dienstag in Kraft treten. "Um die Akzeptanz für den Wolf zu erhalten, müssen wir im Einzelfall, wo Wölfe wiederholt Probleme machen, zum Schutz der Weidetiere handeln und zwar schnell", so Landesumweltminister Christian Meyer (Grüne). Laut dem Ministerium in Hannover ist Niedersachsen das erste Bundesland, das eine Entnahme nach dem neuen Schnellabschussverfahren umsetzt.

Abschussgenehmigung für 21 Tage nach dem Riss

Wölfe stehen unter strengem Naturschutz und dürfen nur mit einer behördlichen Ausnahmegenehmigung unter strengen Voraussetzungen geschossen werden. Bund und Länder hatten sich im vergangenen Dezember aber darauf geeinigt, dass anders als bisher für den Abschuss von problematischen Wölfen nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden muss.

Schnellabschüsse sind demnach in Gebieten mit einem erhöhten Rissaufkommen möglich, wenn dort ein Wolf den Herdenschutz überwunden und ein Nutztier gerissen hat. Die Abschussgenehmigung gilt dann für 21 Tage nach dem Riss und in einem Umkreis von bis zu 1.000 Metern um die betroffene Weide.

Diskussion um Wölfin Gloria in NRW

Auch in NRW sorgt ein Tier immer wieder für Schlagzeilen - und war schon kurz davor, abgeschossen zu werden: Wölfin GW954f, besser bekannt unter dem Namen "Gloria". Weil das Tier wiederholt Schafe gerissen hatte, hatte der Kreis Wesel in Absprache mit dem Landesumweltministerium bereits eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss erteilt.

Allerdings habe der Kreis dabei nicht dargelegt, dass Gloria ein problematisches, auf geschützte Weidetiere ausgerichtetes Jagdverhalten zeige, stellte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster im Januar fest - und untersagte den Abschuss. Gloria darf also - zumindest vorerst - nicht abgeschossen werden.

In Deutschland leben derzeit etwa 1.200 Wölfe. Einige von ihnen haben zwar gelernt, Schutzzäune zu überwinden und Nutztiere zu reißen, vor allem Schafe, Ziegen und Kälber. Viele Wölfe leben aber völlig unauffällig. Nur vereinzelt kommt es zu Wolfssichtungen. Während in Arnsberg ein Züchter aktuell um seine Ziegen bangt, kam in Ahlen sogar ein Autofahrer einem Wolf offenbar ganz nah.

Wölfe in Ahlen und Arnsberg gesichtet

WDR aktuell 00:50 Min. Verfügbar bis 26.03.2026

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