Wolfs-Kampagne der Sauerländer Landwirt:innen
Lokalzeit Südwestfalen. 05.03.2024. 03:15 Min.. Verfügbar bis 05.03.2026. WDR. Von Heinz Krischer.
Sauerländer Landwirte starten Kampagne gegen den Wolf
Stand: 05.03.2024, 21:06 Uhr
Die Landwirte im Hochsauerlandkreis haben Angst um ihre Weidetiere. Sie fürchten, sie könnten von Wölfen gerissen werden. Deshalb wollen sie in den nächsten Tagen 100 großflächige Plakate mit drastischen Fotos aufstellen, um ihre Forderung zu untermauern: Wölfe müssen schneller abgeschossen werden können.
Von Heinz Krischer
Christian Otto möchte sich eigentlich gar nicht vorstellen, was mit den kleinen Kälbchen passiert, wenn ein Wolf sie zu fassen bekommt. "Die wären für den Wolf das gefundene Fressen", sagt er, und meint es wortwörtlich so.
Banner haben drastische Motive
Christian Otto ist Mutterkuhhalter in Eslohe-Wenholthausen. Seine Limousin-Kühe und ihre Kälber stehen jetzt noch geschützt im Stall – demnächst aber Tag und Nacht draußen auf der Weide. Und dort seien sie Wolfsangriffen schutzlos ausgeliefert. Zäune, so glaubt der Nebenerwerbs-Landwirt, würden die Raubtiere nicht abhalten können.
"Und wenn der Wolf auf die Weide kommt, das ist dann wie der Haifisch im Aquarium. Meine Kühe und die Kälber wären gefangen und dem Wolf ausgeliefert." Der Wolf, so glaubt Christian Otto, würde "diese ganze Herde niedermetzeln. Das möchte ich nicht erleben."
Landwirt Otto sorgt sich um seine Tiere
Deshalb hat er zusammen mit anderen Landwirten aus dem Hochsauerlandkreis 100 großflächige Banner bestellt – mit drastischen Motiven, die die Angst der Bauern vor dem Wolf symbolisieren. Auf der einen Seite des Plakates liebliche Fotos von Kuh und Kalb, Pferd und Fohlen, Schaf und Lamm. Und auf der anderen ein zähnefletschender Wolf.
Besorgte Landwirte wollen wolfsfreie Zone
"Wir hatten überlegt, das sogar noch drastischer zu machen. Mit dem Foto eines gerissenen Kälbchens", sagt Michael Hellermann, ebenfalls Mutterkuhhalter, aus Schmallenberg-Altenilpe. Denn: "Die Angst der Bevölkerung ist, glaube ich, noch nicht hoch genug", sagt Christian Otto. "Wir plädieren hier im Hochsauerlandkreis für eine wolfsfreie Zone. Jeder Wolf, der sich einer Weide der Herde nähert, bedrohlich nähert, muss problemlos entnommen werden können." Also schnell abgeschossen werden können.
Auch dieses Plakat soll aufschrecken
Wer mit Menschen auf der Straße spricht, die nicht Landwirte sind, hört zwar einerseits Verständnis für die besorgten Landwirte – aber auch Skepsis, ob die Fotomotive nicht zu heftig sind. "Ich möchte nicht, dass mein Kind so etwas aggressives sieht", sagt ein Vater. Andere plädieren für sachlichere Diskussion.
Wolfsrisse konnten nicht bestätigt werden
Dazu gehört auch dies: In den vergangenen acht Jahren gab es im Hochsauerlandkreis in 26 Fällen die Vermutung, dass ein Wolf ein Nutztier gerissen haben könnte. Eindeutig nachgewiesen wurde allerdings nur der Riss eines Lamms durch einen Wolf.
In einem weiteren Fall ist das Ergebnis unklar, in 24 Fällen war es eindeutig kein Wolf, sondern zumeist ein Haushund, der ein Nutztier erlegte. Die Zahlen hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) für den WDR herausgesucht.
Landwirt Christian Otto hat Zweifel, ob die Zahlen der Behörde korrekt sind. Unzweifelhaft aber steht für ihn und seinen Kollegen Michael Hellermann fest: Das Problem "Wolf" müsse jetzt angepackt werden. Damit der Wolf hier erst gar nicht heimisch werde.
Unsere Quellen:
- Landwirte aus dem Sauerland
- Recherchen des Reporters
- LANUV
Über dieses Thema berichtet das Studio Siegen am 05.03.2024 in der WDR Lokalzeit um 19.30 Uhr.