Trockene Blätter liegen auf einer Straße

Warum Bäume jetzt schon ihre Blätter fallen lassen

Stand: 26.08.2022, 21:58 Uhr

Mancherorts sieht es jetzt schon aus wie im Herbst: Trockene, gelbe Blätter überall auf dem Boden. Viel zu früh werfen viele Bäume in diesem Sommer ihre Blätter ab.

Besonders in den Städten fällt es in den letzten Tagen verstärkt auf: Beim gehen raschelt es an den Füßen wie im Herbst. Trockenes Laub liegt unter den Bäumen - teils Berge davon. Hebt man den Blick, schaut man schon jetzt in lichte Baumkronen. Dabei ist es für einen solchen herbstlichen Anblick eigentlich noch viel zu früh.

Warum werfen die Bäume ihr Blätter jetzt schon ab?

Um sich selbst zu retten. Ist sehr wenig Wasser da, können Bäume in einem ersten Schritt die Spaltöffnungen an ihren Blattunterseiten verschließen oder ihre Blätter einrollen - und damit den Wassermangel erstmal kompensieren. Reicht es auch dazu nicht mehr, werfen sie die Blätter ganz ab. Für eine Weile hilft das, weil die Bäume so kein Wasser mehr zu den Blättern transportieren müssen und so besser überleben können.

Trockenes Laub: So leiden unsere Bäume

Quarks Daily – Dein täglicher Wissenspodcast 26.08.2022 22:29 Min. Verfügbar bis 26.08.2027 WDR Online


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Allerdings bedeutet das auch, dass weniger oder gar keine Photosynthese mehr möglich ist. Bei diesem chemischen Vorgang nehmen Bäume normalerweise CO2 auf und produzieren daraus mithilfe von Licht und Wasser Stärke, die sie an die Wurzeln weiterleiten können. Aber dazu braucht es grüne Blätter, die Chlorophyll enthalten. Wenn die nicht mehr da sind, kann der Baum kaum noch Energie für sich produzieren.

Was passiert, wenn der Baum zu früh keine Blätter mehr hat?

Ohne Blätter hat der Baum keine Nahrung mehr

Ohne Blätter hat der Baum keine Nahrung mehr

Von seinen Energiereserven kann der Baum nur eine gewisse Zeit leben. Zunächst wird der Wassertransport im Baum immer langsamer. Wenn der Sog in den Leitungsbahnen, der dafür notwendig ist, zu gering wird, bilden sich Gasbläschen. Sie verstopfen die Gefäße, sodass der Baum noch weniger Wasser aufnehmen kann. Genau wie beim Menschen nennt man das "Embolie". Der Stoffwechsel fährt immer weiter herunter, in den Zellen kommt immer weniger Kohlenstoff an.

Was passiert mit den Wurzeln des Baums?

Die Fein-Wurzeln verkümmern nach und nach, dadurch werden die Überlebenschancen für den Baum schlechter. Denn in den Wurzeln speichert der Baum seine selbst produzierte Energie. Zudem verliert er auch seinen festen Halt und kann im Herbst den Stürmen nicht mehr wirklich standhalten.

Welche Gefahren gehen von einem vertrocknenden Baum aus?

Durch die Trockenheit im System werden auch ganze Äste brüchig und können einfach abfallen. Fallen die Blätter schon im Sommer ab, kann der Baum keinen großflächigen kühlenden Schatten mehr spenden - und auch keine Verdunstungskühle. Bäume und Wälder sind aber eigentlich ganz wichtig zur Kühlung der Umwelt und Städte im Sommer.

Außerdem fehlt das Laub dem Ökosystem im Herbst. Viele Tiere brauchen Herbstlaub, um geschützt durch den Winter zu kommen. Kleinstlebewesen wandeln Laub normalerweise in Humus, der dann wieder zum Nährboden für andere Pflanzen wird.

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Was können wir tun?

Viele Städte haben begonnen, Bäume zu gießen. Aber das ist eigentlich eine Art Erste Hilfe. Wichtig wären langfristige Maßnahmen: Die Standorte für Bäume müssen verbessert werden, vor allem in den Städten - weil Bäume enorm wichtig sind, um die Folgen des Klimawandels abzumildern. Bäume brauchen mehr nicht versiegelte Fläche um sie herum, so dass mehr Wasser an die Wurzeln gelangen und dort auch besser gespeichert werden kann.

Büsche drumherum könnten den Boden länger feucht halten. Langfristig müssten Bäume gepflanzt werden, die besser mit dem Klimawandel und der Trockenheit klarkommen. Die zum Beispiel kleinere Blätter haben oder eine dickere Rinde.