Deutsche Soldaten stürmen Fort Eben-Emael bei Lüttich (Aufnahme von 1940)

Stichtag

10. Mai 1940 - Wehrmacht stürmt Fort Eben-Emael bei Lüttich

Am frühen Morgen des 10. Mai 1940 steigen von den Militärflughäfen bei Köln gut 40 Junkers-Maschinen auf. Hinter sich ziehen sie neuartige Lastensegler mit Soldaten an Bord in die Luft. Bei Aachen werden die Schleppseile ausgeklinkt und die militärischen Segelflugzeuge gleiten alleine weiter. Sie fliegen lautlos über Holland, drehen dann in Richtung Belgien, um dort unerwartet vom Westen her angreifen zu können.

Ihr Ziel liegt zwischen Maastricht und Lüttich. Dort hat die belgische Armee zwischen 1932 und 1935 eine der größten Verteidigungsanlagen Europas gebaut: Das Fort Eben-Emael soll eine Befestigunglücke im Abwehrwall gegen Deutschland schließen. Das Fort hat die Aufgabe, die Maas-Übergänge zu sichern und so eine Wiederholung des deutschen Angriffs von 1914 zu verhindern. Damals konnten deutsche Truppen im Ersten Weltkrieg fast ungehindert durch das neutrale Belgien nach Frankreich marschieren.

Gigantische Dimensionen

Doch die Wehrmacht hat das Fort Eben-Emael bei Aufklärungsflügen bereits vermessen. Die Dimensionen sind gigantisch: Auf einer Oberfläche von über 75 Hektar - das entspricht einer Fläche von rund 150 Fußballfeldern - sind 17 Bunker verteilt. Eine Tunnelanlage von 5,5 Kilometern Länge verbindet die Bunker miteinander. Eine vollausgestattete unterirdische Kaserne bietet Platz für 1.200 Soldaten. Rundherum ist die Anlage geschützt durch den Albert-Kanal, einen Steilhang sowie einen Panzer- und einen Wassergraben.

Überraschungsangriff ohne Kriegserklärung

Als die Lastensegler bei Tagesanbruch auf dem Fort landen, ist die belgische Besatzung völlig überrascht - die Kriegserklärung folgt erst später. Die Deutschen zerstören mit sogenannten Hohlladungen die meisten der Geschützbunker. Die neuartigen Sprengkörper werden direkt auf die Bunkerkuppeln gelegt und schlagen Löcher in den Beton. In knapp einer Viertelstunde haben die Deutschen die Verteidiger auf dem Dach ausgeschaltet. Gleichzeitig werden die drei Brücken über den Albert-Kanal nördlich des Forts angegriffen und eingenommen.

Im Inneren der Bunkeranlage herrscht inzwischen Chaos: Das Licht fällt aus, die Kommunikation funktioniert nicht mehr. Am Vormittag des 11. Mai 1940, nach rund 30 Stunden Widerstand, gibt die eingeschlossene Besatzung auf. Belgien ist symbolträchtig geschlagen. Gut zwei Wochen später kapituliert das Land. Derweil setzt die Wehrmacht ihre Westoffensive fort: Durch die Ardennen stößt sie nach Frankreich vor.

Stand: 10.05.2010