"Frühkindliche Bildung ist kein 'Nice-to-have', sondern essentiell für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und für die Zukunftschancen aller Kinder", sagt NRW-Familienministerin Josefine Paul zum Start des neuen Kita-Jahres. Die Grünen-Politikerin nennt die aktuelle Lage in der Kinderbetreuung weiterhin angespannt. Sieht aber auch Fortschritte: Ihre Regierung habe die Pauschale pro betreutem Kind um zehn Prozent erhöht, rund 4000 neue Betreuungsplätze im Land geschaffen, den Großteil für unter Dreijährige, und mehr Geld für den Ausbau der Betreuung bereitgestellt.
Das reicht nicht, kritisieren Kita-Träger und Gewerkschaften. Sie sprechen vom immer noch drohenden "Kita-Kollaps". Auch die Opposition im Landtag kritisierte die Ministerin scharf. "Nichts ist für die Kinder besser geworden", sagte SPD-Familienexperte Dennis Maelzer. Marcel Hafke, familienpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, warnte vor den Folgen jahrelanger Unterfinanzierung und steigender Kosten: "Träger und Kommunen greifen zur Kita-Finanzierung auf Rücklagen zurück, Elterninitiativen betteln um Spenden." Der Ausbau der Kinderbeteruung stagniere.
Rund 120.000 Menschen betreuen in NRW 764.000 Kinder, als Tageseltern, Erzieherinnen und Kinderpfleger. Von ihrer Arbeit hängt viel ab. Die frühkindliche Förderung soll unter anderem für mehr Gerechtigkeit im Bildungssytem sorgen. In der Arbeitswelt erhöht eine verlässliche Betreuung die Chance, dass Familie und Beruf gut zu vereinbaren sind.
Tatsächlich fehlt es an Plätzen, an Gebäuden und Personal, um ihnen gerecht zu werden. Immer wieder stehen Eltern vor zeitweise oder dauerhaft geschlossenen Einrichtungen. Vor allem Kinder aus armen Familien gehen leer aus, wenn es an Betreuungsplätzen fehlt. Der Paritätische Wohlfahrtsverband spricht von bundesweit 125.000 fehlenden Arbeitskräften. Bemühungen, im Ausland für den Beruf zu werben, zeigen bislang nur sehr begrenzt Wirkung.
Wie sieht es in Ihrer Kommune aus? Welche Erfahrungen haben Sie mit der Kinderbetreuung in Ihrem Umfeld gemacht? Welche Folgen hat der Mangel für Ihre Familie? Für Ihre Möglichkeit, Beruf und Arbeit zu vereinbaren? Und für unsere ganze Gesellschaft? Wer kann an der Situation etwas verändern? Ist Besserung in Sicht?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: lse Wehrmann, Sachverständige für Frühpädagogik
Redaktion: Willi Schlichting und Lars Schweinhage