Frei lebende Wittgensteiner Wisente zurück ins Gatter?

Stand: 24.10.2022, 19:15 Uhr

Der Kreis Siegen-Wittgenstein will den Wisentverein dazu bringen, die Tiere durch gezielte Fütterungen aus dem Sauerland zurück in ihr Auswilderungsgehege nach Wittgenstein zu locken.

Mann mit ausgestopftem Wisent

Sorgen um die Schäden von Waldbesitzern sind groß

Das sagte Kreis-Umweltdezernent Arno Wied dem WDR. So solle unter anderem vermieden werden, dass die Wisente die Bäume privater Waldbesitzer im Sauerland schädigen. Die hatten erfolgreich dagegen geklagt.

„Juristischer Kniff“

Bislang hatte sich der Wisent-Trägerverein um die Tiere gekümmert. Doch seit die Behörden das Projekt einstellen wollen, hatte der Verein das Eigentum an den Wisenten aufgegeben. Das bezeichnete der Kreis in einer Stellungnahme als „juristischen Kniff“.

Gruppe von Wisenten

Wisente soll in das Auswilderungsgehege nach Wittgenstein gelockt werden

Denn Ziel der Eigentumsaufgabe ist es, die Wisente als „herrenlos“ zu erklären. Damit fielen sie unter strenge Tier- und Artenschutzrichtlinien und dürften weder verfolgt noch gefangen werden. Kreis und Land halten dieses Vorgehen für rechtswidrig.

Vorwurf: Inzucht

Unterdessen stellen Kritiker die Qualität des Artenschutzprojektes in Frage. Uwe Lindner, ehemaliger Leiter des Projekts, glaubt, dass viele der in Freiheit geborenen Kälber durch Inzucht entstanden sind. Grund dafür sei, dass Leitbulle Egnar nicht wie üblich nach fünf, sondern erst nach neun Jahren aus der Herde entnommen worden sei.

Wisent

Vorwurf der falschen Haltung ist schwerwiegend

So habe er möglicherweise seine eigenen Töchter gedeckt. Außerdem habe der Verein es versäumt, die Jungbullen nach zwei Jahren zu entnehmen, bevor sie abwandern und sich bis zu hundert Kilometer weit von der Herde entfernen, wo niemand auf sie vorbereitet ist.

Verein weist Vorwürfe zurück

Vor kurzem wurde ein solches Tier schwer verletzt im Westerwald entdeckt. Dort musste es von einem Jäger von seinen Qualen erlöst werden. Der Wisentverein streitet die Vorwürfe ab. Es sei aus organisatorischen Gründen nicht möglich gewesen, den Leit- und die Jungbullen früher aus der Herde zu entnehmen.