Hohe blickdichte Zäune, Kameras, eine schwere Schranke. Das Wasserwerk in Hengsen ist gut geschützt. Außer den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darf sonst niemand auf das Gelände. "Wir gehören mit zur kritischen Infrastruktur", erzählt Geschäftsführer Bernd Heinz.
Es geht an einigen kleineren Gebäuden vorbei und plötzlich steht man in der puren Idylle. Ein großer See umgeben von Wald und grünen Wiesen. In der Mitte eine kleine Steininsel auf der sich Vögel sonnen.
Was nach purer Erholung aussieht, ist der erste Schritt, der unternommen wird, um aus dem Wasser, das durch die Ruhr fließt, Trinkwasser zu gewinnen. Bei dem See handelt es sich um einen künstlich angelegten Stausee. Bernd Heinz zeigt auf den See: "Wir entnehmen Wasser aus der Ruhr, damit sich das Ruhrwasser in dem See im wahrsten Sinne ausruhen kann. Absetzungen, Partikel - also Sedimente - können zu Boden sinken, damit das Wasser schon etwas reiner wird."
Wasser filtern wie schon vor über 100 Jahren
Gleich neben dem See befinden sich auf einer Wiese große Becken, die mit Kies gefüllt sind. Das Wasser wird direkt vom Stausee in einen Bereich vor dem Kiesbecken geleitet. Bernd Heinz erklärt wie das Wasser durch den Kiesgefiltert wird:
Diesen Prozess durchläuft Grundwasser auch, wenn es durch die Erdschichten nach unten sickert. Dieser natürliche Prozess wird hier nachgeahmt. "Auf diese Art haben schon unsere Urväter Wasser gereinigt", erzählt Heinz. Seit über 140 Jahren wird an dieser Stelle inzwischen Wasser aufbereitet.
Kiesfilter im Wasserwerk Hengsen
Direkt neben den Kiesbecken befinden sich zwei große Felder, die mit Sand befüllt sind, in die das Wasser nach der ersten Filterung geleitet wird. Bernd Heinz erklärt, dass das Wasser hier acht Meter tief in den Boden sickert. Durch den Sand und die verschiedenen Erdschichten wird das Ruhrwasser ein zweites Mal gefiltert. Pumpen holen das Wasser dann wieder hoch.
Die Ruhr ist ein wichtiger Trinkwasserlieferant
Mit dem Wasser aus dem Werk in Hengsen werden rund 1,5 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. "Die Ruhr ist für uns alternativlos, weil die natürlichen Grundwasservorräte nicht ausreichen, um so viele Menschen mit Trinkwasser zu versorgen", erklärt Bernd Heinz. Nicht nur in Westfalen, sondern auch im Ruhrgebiet und sogar im Sauerland.
Neue Filteranlage im Wasserwerk Hengsen
Dabei werden in der Ruhr immer mehr Stoffe aus der Industrie, der Landwirtschaft und auch aus privaten Haushalten gefunden. Das sind zum Beispiel Rückstände von Medikamenten oder auch Stoffe aus der Beschichtungsindustrie. Diese Stoffe können nicht durch die Kies- und Sandbecken herausgefiltert werden. Deshalb gibt es im Wasserwerk in Hengsen eine neue zusätzliche Filteranlage.
35 Millionen Euro für neue Filteranlage
Geschäftsführer der Wasserwerke Westfalen Bernd Heinz
Die neue Aktivkohlefilteranlage steht in einer riesigen Halle. Zahllose Rohre verlaufen quer durch die ganze Halle. Die eigentliche Anlage verbirgt sich hinter vier großen Edelstahltüren. Das Wasser wird dort durch extrem feinen Quarzsand geleitet und kommt dann in große Behältnisse, die voll mit Kohle sind. Dort werden die letzten Spurenstoffe an die Aktivkohle gebunden. Um ganz sicher zu gehen wird das Wasser dann noch mit UV-Licht bestrahlt.
Das sorgt dafür, dass Mikroorganismen unschädlich gemacht werden und sich auch nicht mehr vermehren können. Von der modernen Halle geht es in den Keller eines alten Backsteingebäudes. Über eine schmale Treppe gelangt man zu drei riesigen Pumpen, die dafür sorgen, dass das Wasser durch Rohre in die einzelnen Städte gelangt, wo es dann bei jedem sauber aus dem Wasserhahn fließt.
Unsere Quellen:
- Wasserwerke Westfalen
- WDR-Reporter vor Ort