Virtuell Reality als Therapie in Bad Fredeburg
Lokalzeit Südwestfalen. 01.03.2024. 21:22 Min.. Verfügbar bis 01.03.2026. WDR.
Eine Brille gegen die Angst – Virtual Reality Brille hilft in in der Psychotherapie
Stand: 01.03.2024, 21:22 Uhr
Eine VR-Brille ermöglicht in scheinbare Wirklichkeiten abzutauchen. In der Johannesbadklinik im sauerländischen Bad Fredeburg hilft die Brille bei der Behandlung von Angststörungen.
Von Katja Brinkhoff
Früher hieß sie Mutgruppe, jetzt heißt sie VR-Gruppe. Alle hier leiden unter Angststörungen. Höhenangst, Angst beim Autofahren, Angst vor Menschenmassen - das Spektrum ist groß.
Mit einer VR-Brille - einer Virtual-Reality-Brille - stellt sich jeder der angstauslösenden Situation und reagiert. "Mit Schwitzen, Zittern, Unruhe, Erstarren", sagt Psychologin Sabrina Perick. "Wir wollen die Konfrontation mit der angstauslösenden Situation."
Konfrontation mit dem Trigger
Astrid Finke trainiert mit der VR-Brille.
Astrid hat Höhenangst. Sie kann über keine Brücke gehen oder fahren, nimmt weite Umwege in Kauf. Leichtes Straßengefälle löst in ihr Panik aus: "Es wird schlimmer. Das macht noch mehr Angst." Die VR-Brille schickt Astrid über eine Hängebrücke. Astrid erlebt die Situation als real: "Das ist anstrengend. Ich bin jedes Mal erschöpft."
Sie beschreibt, was sie sieht, was sie empfindet, während sie über die Brücke geht: "Es wackelt, es ist windig. Ich schaue nach vorne. Nicht auf den Boden. Ich gehe weiter."
Ein Blick durch die VR-Brille.
Seit vier Wochen trainiert sie mit der VR-Brille. Zusätzlich hat sie Gesprächs-, Atem-, Entspannungstherapie. Heute schafft sie es, die Brücke bis zum Ende zu gehen.
Brille gaukelt Wirklichkeiten vor
"Früher wären wir mit den Angstpatienten tatsächlich über eine Brücke gegangen", erklärt Dr. Jens Schneider, Chefarzt der Johannesbadklinik Bad Fredeburg.
Er hat den Einsatz der VR-Brille in der Psychotherapie in den Niederlanden kennengelernt und nach Südwestfalen geholt. "Im stationären Bereich sind wir in der Region die Ersten, die mit der Brille arbeiten. Mit ihr arbeiten wir effektiver, verkürzen Therapiezeiten."
"Mit der VR-Brille wollen wir eine Gewöhnung an die angstauslösende Situation erreichen", ergänzt Psychologin Sabrina Perick. Bei Astrid hat es funktioniert: "Ich flüchte nicht mehr aus der Situation, stelle mich ihr und halte sie aus."
Die VR-Brille im Einsatz.
Für ihren Alltag kann das bedeuten, dass sie keine zeitraubenden Umwege mehr fahren muss, Urlaubsreisen machen, mit ihrer Tochter Türme besteigen kann.
Zur Belohnung gibt es noch mal die VR-Brille - zur Entspannung. Astrid wählt einen Strandspaziergang. Die Uniklinik Heidelberg nutzt diesen Effekt der VR-Brille im Klinikalltag beim Verbandswechsel von schmerzhaften Wunden nach großen Operationen.
Unsere Quellen:
Johannesbadklinik Bad Fredeburg
WDR-Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichten wir am 01.03.2024 im WDR Fernsehen: Lokalzeit Südwestfalen.