Polizei Übung mit Virtual Reality

Polizei NRW will bald mit Hilfe virtueller Realität trainieren

Stand: 10.07.2023, 09:42 Uhr

Einsätze an Flughäfen, Schulen oder Einkaufszentren lassen sich nur sehr schwer üben. Die Polizei in NRW soll solche Szenarien deshalb in Zukunft auch mit Hilfe von virtueller Realität trainieren.

Das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei (LAFP) hat die Entwicklung eines entsprechenden Systems ausgeschrieben. Bis Ende des Jahres solle das System demnach stehen. Laut LAFP soll die Virtual Reality auch den Rückstoß einer Pistole simulieren oder einen Treffer am eigenen Körper zum Beispiel per Stromstoß spürbar machen.

Ergänzung des bestehenden Trainings

Nach Angaben einer Sprecherin des LAFP soll die virtuelle Realität (VR) das bestehende Einsatztraining ergänzen: "Der Einsatz eines VR-Systems bietet die Möglichkeit, vielfältige und komplexe Szenarien zu trainieren, die schnell verändert werden können. Aktuelle Ereignisse können ohne viel Aufwand eingepflegt werden."

Außerdem könne man an virtuellen Orten trainieren, die in der Realität kaum verfügbar für Polizeiübungen seien, zum Beispiel an einer Schule, in einem Einkaufszentrum oder einem Flughafen. "Zudem bietet der Einsatz von Avataren die Möglichkeit, Rollenspieler wie zum Beispiel Kinder, Personen mit Handicaps oder auch Hunde einzubinden, die im Realtraining nicht einsetzbar wären", so die LAFP-Sprecherin.

Europaweiter VR-Test

Polizei Übung mit Virtual Reality

Eine Polizei-Übung beim europaweiten Virtual-Reality-Projekt "Shotpros"

Zuletzt hatte die Polizei in NRW sich bereits an dem europaweiten Test "Shotpros" beteiligt. Mit dem Ansatz könne man "Polizistinnen und Polizisten viel besser auf hochriskante Einsatzsituationen wie Terroranschläge, Schusswaffenangriffe oder Amokläufe vorbereiten", sagte der Projektverantwortliche beim LAFP, Polizeihauptkommissar Alexander Schäfer, 2021 über die virtuellen Übungen.

Jetzt soll das "echte" System in NRW kommen. In der virtuellen Umgebung sollen bis zu sechs Teilnehmer - inklusive Übungsleiter - gleichzeitig unterwegs sein. Wichtig laut Ausschreibung: Die Darstellung in der VR-Brille soll fotorealistisch und ruckelfrei sein - damit den Übungsteilnehmern nicht schlecht wird. Zunächst soll das System beim LAFP in Selm in einer Übungshalle genutzt werden.

Auch 4D-Effekte geplant

Die Polizisten sollen Waffenattrappen wie Pistolen oder Taser tragen, die sie in der Virtual Reality genauso einsetzen wie Handschellen oder Pfefferspray. Die computergenerierten "Gegner" sollen verschiedene Geschlechter und Ethnien haben.

"Die Treffererkennung soll in der Lage sein, den Nutzer mithilfe von elektrischen Impulsen oder Vibrationen über erlittene Treffer zu informieren", heißt es in LAFP-Unterlagen. Später solle das System eventuell um "4D-Effekte" wie Wind, Regen, Hitze oder Geruch erweitert werden.

Digitalisierung zu langsam?

Immer wieder gibt es Kritik, dass die Digitalisierung bei der Polizei zu schleppend verlaufe - auch von den Polizei-Gewerkschaften. "Unsere Ungeduld wächst", sagte etwa der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Michael Mertens, Ende Juni, als er nach einem Jahr schwarz-grüner Landesregierung Bilanz zog. In Sachen Digitalisierung und Fortbildung sei viel zu tun. "Wir leben in rasanten Zeiten, neue Technologien entwickeln sich unheimlich schnell", so Mertens. "Stillstand bei der Polizei ist da gleichbedeutend mit Rückschritt."

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