Schulcoaching gegen psychische Erkrankungen startet

Aktuelle Stunde 12.09.2023 16:31 Min. UT Verfügbar bis 12.09.2025 WDR Von Tim Köksalan

Mental Health Coaches an 18 Schulen in NRW

Stand: 12.09.2023, 16:05 Uhr

Depressionen, Ess- und Angststörungen - für viele Kinder sind die Folgen der Corona-Pandemie noch immer präsent. Sogenannte "Mental Health Coaches" sollen an einigen NRW-Schulen jetzt helfen.

Von Daniel Schwingenheuer

Mit dem Start des neuen Schuljahres sind bundesweit an 100 Schulen "Mental Health Coaches" unterwegs, um mit den Schülerinnen und Schülern ab der 5. Klasse über psychische Gesundheit zu sprechen. Viele haben unter den Einschränkungen in der Corona-Pandemie und anderen Krisen gelitten. Bundesfamilienministerin Lisa Paus gab an einer Berliner Schule den Startschuss für das Projekt, das jetzt unter dem Motto "Sagen was ist - tun was hilft" läuft.

18 Schulen in NRW nehmen am Projekt teil

Laut Özlem Tokyay, Fachreferentin der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V., sind in NRW 18 Schulen an 8 Standorten Teil der Initiative (Eneppe-Ruhr, Herne, Duisburg, Münster, Köln, Rhein-Erft, Remscheid, Solingen). Die Schulen konnten sich im Vorfeld auf das Projekt bewerben.

"Wie rede ich über meine Gefühle? Wie gehe ich mit einem belastenden Gefühl um?", über diese Fragen sollen die Coaches mit den Schülerinnen und Schülern jetzt sprechen. Özlem Tokyay hat bei der Entwicklung des Projektes mitgeholfen:

Wir wollen eine Offenheit zum Thema gewinnen und das Modellvorhaben soll die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden junger Menschen stärken. Özlem Tokyay, Fachreferentin der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V.

Die Coaches arbeiten dabei an der Schnittstelle. Sie sprechen mit den Kindern und Jugendlichen über ihre Erfahrungen und leiten sie dann an weiterführende Angebote weiter.

Fördertopf für mehr Sozialpädagogen fehlt

Der Nordrhein-Westfälische Lehrerverband (NRWL) unterstützt das Vorhaben des Familienministeriums. Der Vorsitzende Andreas Bartsch sagte: "Alles, was wir tun, damit Kindern geholfen wird, die noch Folgen von der Pandemie mit sich rumtragen, ist grundsätzlich gut und zu unterstützen." Dennoch wies Bartsch auf die geringe Anzahl an Schulen hin, an denen die Mental Health Coaches eingesetzt werden. Bei über 30.000 Schulen deutschlandweit, seien 100 Schulen "natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein."

Er verwies aber auch auf den Fakt, dass an vielen Schulen bereits jetzt Sozialpädagogen arbeiten. Außerdem gibt es auch Psychologen, die sich gezielt um einzelne Kinder kümmern. Er wünscht sich einen Fördertopf, damit die Länder vermehrt Sozialpädagogen einstellen können.

Das Projekt des Bundesfamilienministeriums ist in diesem Jahr mit 10 Millionen Euro finanziert, im nächsten Jahr stehen 5 Millionen Euro bereit.

Unsere Quellen:

  • Interview mit Özlem Tokyay vom BAG KJS e.V.
  • Interview mit Andreas Bartsch, Präsident Nordrhein-Westfälischer Lehrerverband
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend