Weg frei für CO2-Bahnhof in Geseke
Stand: 27.09.2024, 10:17 Uhr
Der Regionalrat Arnsberg hat den Weg frei gemacht: In Geseke soll ein Verladebahnhof für CO2 entstehen. Dort ist Deutschlands erstes CO2-freies Zementwerk geplant. Die Technik ist nicht unumstritten.
Von Heinz Krischer
Bei der Herstellung von Zement entsteht das klimaschädliche CO2 - und zwar in großen Mengen. Weil sich das nicht vermeiden lässt, will Heidelberg Materials in seinem Werk in Geseke im Kreis Soest das CO2 auffangen, verflüssigen und dauerhaft unter der Nordsee speichern lassen.
Gas lässt sich bei Zementherstellung nicht vermeiden
CCS, Carbon Capture and Storage, nennt sich diese Technologie, für die in dieser Woche das Bundeswirtschaftsministerium einen neuen gesetzlichen Rahmen vorlegen will. Damit soll der Industrie der Einsatz dieses Verfahrens ermöglicht werden - insbesondere solchen Betrieben, bei denen sich CO2-Vermeidung technisch nicht umsetzen lässt.
Werk wird für halbe Milliarde Euro umgebaut
In Geseke will Heidelberg Materials in zwei Jahren mit dem Umbau seines Werkes beginnen. Rund eine halbe Milliarde Euro sind dafür veranschlagt, die EU fördert das Pilotprojekt mit knapp 200 Millionen Euro. Direkt bei der Produktion des Zements soll das CO2 aufgefangen und verflüssigt werden.
So sieht das Zementwerk heute aus
Gegenüber dem bisherigen Werk soll in Geseke auf einem Gelände so groß wie sieben Fußballfelder ein Verladebahnhof entstehen. Das flüssige CO2 soll dort in Kesselwagen gepresst und über die Schiene nach Wilhelmshaven transportiert werden. Von dort geht es per Schiff in die norwegische Nordsee und wird dort verpresst.
Regionalrat stimmt Projekt zu
Am Donnerstag (28.09.2024) hat der Regionalrat den Plänen zugestimmt. Nur die Grünen stimmten dagegen. Sie und der Umweltverband BUND halten das Verfahren für riskant. Die Mehrheit des Regionalrates sieht jedoch eine große Chance in dem Pilotprojekt in Geseke.
Wirtschaftsminister will CCS-Technologie möglich machen
Die CCS-Technologie ist in Deutschland bisher noch im Versuchsstadium - in anderen Ländern wie Norwegen und Dänemark ist man schon weiter. Doch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) will der Technik auch hier zum Durchbruch verhelfen.
Forciert CCS: Wirtschaftsminister Robert Habeck
Es gebe Industriezweige wie beispielsweise die Zementherstellung, in denen Klimaneutralität durch andere Techniken nicht zu erreichen sei, argumentiert Habeck.
Zurzeit ist ein Entwurf seines Ministeriums zum CCS-Management in der Ressortabstimmung, in dem auch das Geseker Projekt beispielhaft genannt wird. An diesem Freitag (27.09.2024) soll zudem ein Entwurf des Kohlendioxid-Speichergesetzes vom Bundestag an den Ausschuss für Klimaschutz und Energie überwiesen werden.
Kritik von Greenpeace: "Teuer, riskant und kaum umsetzbar"
An den Plänen zur Ausweitung von CCS gibt es Kritik von Umweltverbänden. Greenpeace bezeichnet diese Technologie als "Irrweg". Eine im Auftrag von Greenpeace erstellte Studie zeige, dass das Verpressen von CO2 teuer, riskant und kaum umsetzbar sei.
So breite sich das Klimagas in einem norwegischen Endlager mittlerweile in Erdschichten aus, die viel näher an der Erdoberfläche liegen als vorgesehen.
Bis 2029 soll das neue CO2-neutrale Zementwerk Werk in Geseke fertig sein - bis dahin muss auch der neue Bahnhof fertig sein. Allerdings soll der Bahnhof auch nur eine Übergangslösung sein. Ideal, so sagen die Beteiligten, wäre eine Pipeline an die Nordsee.
Unsere Quellen:
- Bezirksregierung Arnsberg
- Heidelberg Materials
- Bundeswirtschaftsministerium
- Greenpeace
- eigene Recherchen des Autors