Unfälle vermeiden im Bikepark Winterberg

Stand: 18.07.2022, 17:37 Uhr

Im Bikepark Winterberg gab es zuletzt immer wieder Stürze mit schweren Verletzungen - auch einen tödlichen Unfall. Wie lässt sich das vermeiden? Wir haben mit den Betreibern und Mountainbikern gesprochen.

Von Ulf Priester

Bikepark-Inhaber Nico Brinkmann zeigt uns die Stelle, an der der tödliche Unfall im Mai 2022 passiert ist. Ein eher unspektakulärer kleiner Graben, der sich von geübten Fahrern leicht überspringen lässt. "Dieser tragische Unfall, das waren schon sehr unglückliche Umstände", erklärt Brinkmann.

Der verunglückte 49-Jährige war nach Zeugenaussagen nicht entschlossen genug angefahren, so dass er über den Absprung rutschte und auf der anderen Seite gegen die Kante stürzte. Und zwar so unglücklich, dass er sich dabei trotz Schutzausrüstung tödlich verletzte.

Downhill-Biken ist Risikosportart

Ein abgesperrter Graben im Wald

An diesem Graben passierte der tödliche Unfall

"Normal ist das keine Stelle, wo viel passiert", sagt Nico Brinkmann. "Aber es kann letztendlich überall passieren. Man muss festhalten: Es ist eine Risikosportart. Man muss es vielleicht vergleichen mit Motocross oder alpinem Bergsteigen, wo auch immer mal wieder leider was passieren kann."

Jeder Strecke im Bikepark ist eine Farbe zugewiesen, die den Schwierigkeitsgrad darstellt: Blau für Anfänger, Rot für Fortgeschrittene, Schwarz für Könner.

"Schwarze" Strecken besonders anspruchsvoll

Warnschild des Bikepark in Winterberg

Der Hinweis "Nur für sehr erfahrene Mountainbiker" steht an jeder Einfahrt zu einer schwierigen Strecke

Der Unfall geschah auf einer "schwarzen", also als schwierig gekennzeichneten Strecke. "Bevor man so eine Strecke befährt, muss man sich mit der Strecke vertraut machen. Das heißt zu prüfen: Bin ich in der Lage, so eine Strecke zu fahren?"

Der beste Schutz gegen schwere Stürze ist eine gesunde Selbsteinschätzung, ist auch Vincent aus Mannheim überzeugt. Einer der wenigen Downhiller hier im Bikepark, der noch keine schweren Verletzungen hatte: "Am besten schaut man sich schon vorher die Strecken auf Youtube an."

Vincents Mitfahrerinnen aus Dresden haben beide schon schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Vanessa hat sich schon Bein und Handgelenk gebrochen, Julia das Sprunggelenk. Auch Kevin hat schon Brüche davon getragen. "Aber für den Kick nimmt man das in Kauf", sagt der Bad Berleburger.

Fahrtechniktraining sinnvoll

Gah Krämer

Fahrtrainer Gah Krämer

Anders als beim Skifahren ist es noch nicht allgemein üblich, einen Fahrtechnikkurs zu belegen, bevor man sich downhill traut. Das wäre aber sinnvoll. "Auch auf den einfachen blauen Strecken passieren immer wieder Unfälle, weil die Leute sich überschätzen", berichtet Fahrtrainer Gah Krämer.

Vor allem auch für Kinder und Jugendliche empfiehlt er Fahrtechniktrainings. "Denn die werden schnell übermütig." Dort lernen sie, jede Strecke erstmal langsam abzurollen und zu schauen: "Wo sind die Hindernisse? Will ich das Hindernis springen oder fahr ich außen rum?" Denn jedes Hindernis lässt sich auch umfahren.

Letztlich sind also Eigenverantwortung und eine gesunde Selbsteinschätzung gefragt. Sind Kinder oder Jugendliche dazu nicht in der Lage, müssen die Eltern darauf achten. Denn auch den Beschäftigten im Bikepark ist es am liebsten, wenn sie gar nicht als Ersthelfer zu einem Unfall kommen müssen.

Über dieses Thema berichtet der WDR auch am Montag, 18.07.2022 in der Lokalzeit Südwestfalen im WDR Fernsehen.