In Telgte hat Uhrmacher-Wandergeselle Daniel drei Monate in der Werkstatt von Reinhold Flüthe mitgearbeitet. Sein Meister stellte Fahrrad und Unterkunft - Dinge, für die er nach dem Kodex der Wandergesellen selbst kein Geld ausgeben darf.
Ohne Smartphone und Nachnamen unterwegs
Daniel bei der Arbeit in der Werkstatt in Telgte.
Auch ein Smartphone hat der 22-Jährige nicht. Für Daniel ist das logisch, mit Handy sei man nie wirklich auf sich allein gestellt: "Man ist immer mit einem Fuß noch zu Hause, kann schnell anrufen, wenn es einem nicht gutgeht." So lerne man nicht, allein mit einem Problem umzugehen oder seine Gedanken "einfach mal ziehen zu lassen".
Seiner Heimatstadt Celle darf Daniel für die Dauer der Walz nicht näher als 50 Kilometer kommen. Beim Aufbruch hat er vieles dort zurückgelassen. Auch seinen Nachnamen: "Wenn ich irgendwo hinkomme, soll nur meine Person zählen und was ich kann. Nicht wo ich herkomme" - oder wer er ist. Deshalb eben nur: Daniel.
Wanderschaft und Wissenstransfer: Lohnt sich für alle
Auch für Reinhold Flüthe in Telgte. Bei ihm hat der Wandergeselle gelernt, wie man Bauteile von Uhren smart reinigen kann. Das ist die Idee der Walz - der Blick über den Tellerrand, weil jeder Betrieb anders arbeitet und spezialisiert ist.
So wie eine Uhr viele Rädchen zum Laufen braucht, profitieren alle von der Walz.
Auch Meister Flüthe profitiert von seinem besonderen Zeit-Arbeiter. Große Federn aus Standuhren waren bislang bei der Reinigung gemeine Gegner. Sie schnellen beim Polieren zurück und sorgen so für fiese Verletzungen an der Hand. Daniel hatte einen Einfall: Er fixiert das Ende der Feder unter dem Werktisch - schon ist die Gefahr gebannt. "Einfach und effektiv," freut sich Reinhold Flüthe über weniger Schrammen an seinen Fingern.
Die beste Entscheidung seines Lebens
Daniel hat Telgte hinter sich gelassen - und noch ganz viel vor.
Daniel hat noch ein gutes Jahr vor sich. Er möchte auf jeden Fall noch in die Schweiz und nach England. Telgte hat er hinter sich gelassen. Jetzt will er Mitteldeutschland erwandern. Er kann die Walz nur empfehlen: "Das ist die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe. Diese Erfahrungen werde ich mein Leben lang mit mir tragen - das ist ein Wahnsinns-Schatz."