Tierquälerei in Mastbetrieben: Landwirte fürchten Pauschalkritik

Stand: 23.09.2022, 08:03 Uhr

Nach den Tierquälerei-Vorwürfen gegen sechs Schweinemastbetriebe in Westfalen fürchten Schweinehalter, jetzt mit den betroffenen Betrieben in einen Topf geworfen zu werden.

Von Christian Schweitzer

Albert Rohlmann ist Schweinemäster aus Hörstel. Bei ihm stehen aktuell 4.000 Mastschweine im Stall. Die Berichte von Tierquälereien bei anderen Mästern und die Demo von Tierschützern vor der Westfleischzentrale in Münster machen ihn betroffen.  "Das tut schon bitter weh, weil ich weiß, dass wir und unsere Berufskollegen täglich im Stall stehen und ihre Arbeit machen und sich um das Wohlergehen ihrer Tiere kümmern." Man sei Tag und Nacht für die Tiere da. Keiner ginge ins Bett, wenn er nicht wüsste, dass er alles für das Wohlergehen der Tiere getan habe.

Ein Schweinezüchter im Stall vor seinen Schweinen.

Thomas Ostendorf setzt auf Transparenz

Auch Thomas Ostendorf aus Ochtrup ist frustriert. Er züchtet Schweine. 400 Sauen und 1.600 Ferkel befinden sich in seinen Ställen.

Man fragt sich schon, ob man noch gewollt ist in dieser Gesellschaft. Aber essen wollen sie alle. Und für die produzieren wir doch quasi ihr Essen! Thomas Ostendorf, Ochtrup

Der Landwirt setzt auf Transparenz, macht Veranstaltungen auf dem Hof. Die Menschen sollen sich die mit Stroh gefüllten "Chillzonen für die Sauen" und "Kreißsäle" mit den kleinen Ferkeln und großen Fenstern anschauen.

Extreme Situation auf dem Schweinemarkt

Zu den erneuten Berichten über Tierschutzverstöße in anderen Betrieben  kommt die extreme Situation auf dem Schweinemarkt. Extreme Energiepreise, der Einbruch beim Export sowie die sinkende Nachfrage in Deutschland sorgen für Verluste. Thomas Ostendorf ironisch: "Ich zahle gerade Eintritt in meinem Stall." Albert Rohlmann "verbrennt aktuell jeden Tag Geld." Trotzdem wollen beide weiter "mit gutem Gewissen Essen für die Bevölkerung produzieren."