Nach den Explosionen in Herford
Aktuelle Stunde . 08.07.2024. 22:39 Min.. UT. Verfügbar bis 08.07.2026. WDR. Von Susanna Zdrzalek.
Nach Explosion in Herford: Polizei sucht Tatverdächtigen mit Foto
Stand: 13.07.2024, 11:41 Uhr
Nach einer Explosion und einem Brand in der Herforder Innenstadt fahndet die Polizei weiter mit Foto und Name nach einem konkreten Tatverdächtigen. Eine Mordkommission ermittelt.
Wie ein Polizeisprecher am Samstagmorgen mitteilte, habe es vereinzelt Hinweise gegeben, die ausgewertet werden. Zwar kennt die Polizei den Namen und das Aussehen des Tatverdächtigen, hieß es bereits am Freitag. Finden konnten die Beamten den Mann bislang allerdings nicht.
Eine Öffentlichkeitsfahndung läuft, darin gaben die Beamten weitere Informationen zum Gesuchten bekannt: Es soll sich um einen gewissen Prosper Ohagwa handeln, der 29 Jahre alt und etwa 1,80 Meter groß ist. Zur Tatzeit habe er nach Angaben der Polizei einen schwarzen Kapuzenpullover und eine schwarze Hose getragen.
Da "nicht ausgeschlossen werden konnte, dass durch den Brand Gefahren für Personen bestanden", hatte die Mordkommission "Zucker" unter Leitung der Kriminalhauptkommissarin Julia Berg die Ermittlungen übernommen.
Staatsanwaltschaft und Polizei sprechen in einer gemeinsamen Pressemitteilung von "konkreten Hinweisen auf eine vorsätzliche Brandlegung".
Herforder Innenstadt im Ausnahmezustand
Auch Gullydeckel waren am vergangenen Sonntag aus der Straße geflogen. Gebrannt hatte die Cocktailbar "Stevia" in der Steinstraße. Die erste Meldung der Feuerwehr sei am Vormittag um kurz nach 11 Uhr bei der Polizei eingegangen.
Wie die Polizei Bielefeld bekannt gab, soll es nach Zeugenhinweisen mindestens eine Explosion gegeben haben. Auch hätten Anwohner von Benzingeruch berichtet, der kurz nach dem Ausbruch des Feuers in der Luft hing.
SEK-Einsatz in einem Wohngebiet
Die Polizei ermittelt seither mit einem Großaufgebot in allen Richtungen und sucht Zeugen. Am Sonntagabend gab es noch einen Einsatz eines Spezialeinsatzkommandos in einem Wohngebiet im Innenstadtbereich. Die Einsatzkräfte nahmen von allen Menschen im Gebäude die Personalien auf.
Bisher keine Festnahmen
Festnahmen gab es aber bisher nicht, sagte am vergangenen Montag (08.07.2024) Christoph York von der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Man ermittle in alle Richtungen.
Die Unglücksstelle in Herford
Einen Tag später untersuchten Brandsachverständige die Unglücksstelle, machten Fotos und stellten mögliche Beweisstücke sicher, darunter einen Tresor, der noch vor Ort aufgebrochen wurde. "Zu den aufgefundenen Spuren und dem Inhalt des Tresors werden derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskünfte erteilt", heißt es in einer Mitteilung.
Den Ermittlern ging es bei Begehung der Ruine vor allem um zwei Fragen: War es wirklich Brandstiftung? Und welche Zusammenhänge sehen sie zu dem möglichen 29-jährigen Tatverdächtigen, dessen Wohnung am Sonntagabend durchsucht wurde?
Benzingeruch rund um die Brandstelle
Die Stevia-Bar wurde völlig zerstört
Bisher ist bekannt, dass bereits das gesamte Erdgeschoss und das Dachgeschoss in Brand standen, als die Einsatzkräfte eintrafen. Der Einsatzleiter und Leiter der Herforder Feuerwehr, Karsten Buschmann, sagte dem WDR: "Der Benzingeruch war massiv rund um die Einsatzstelle."
Außerdem waren in der ganzen Straßendecke die Kanaldeckel herausgeschleudert worden. "Wir haben über einen längeren Zeitraum Messungen in der Kanalisation vorgenommen und dort tatsächlich explosionsfähige Gemische festgestellt."
Hintergrund noch unklar
Wie es zur möglichen Detonation gekommen ist, kann derzeit noch nicht gesagt werden. "Wir sind noch ziemlich am Anfang. Was der Hintergrund des Brandes war, ist noch völlig offen", sagte Sarah Siedschlag von der Pressestelle der Bielefelder Polizei dem WDR.
Von einem Terroranschlag gehe man aktuell jedoch nicht aus. Brandstiftung oder ein technischer Defekt könnten aber nicht ausgeschlossen werden. Der angrenzende Platz Gänsemarkt wurde zeitweise geräumt, der Einsatzraum war weiträumig abgesperrt.
Nach WDR-Informationen war auch ein Hubschrauber im Einsatz, um die Polizei zu unterstützen. Demnach sei eine Person kurz nach der Detonation weggelaufen.
Die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk waren vor Ort und löschten das Feuer mit mehreren Druckschläuchen. Die Hauptlöscharbeiten waren am Sonntagnachmittag beendet. Das betroffene Wohngebäude mit der Bar konnte von den Bewohnern laut Polizei noch nicht wieder betreten werden. Es habe sich um einen "umfassenden Brand" gehandelt, so die Sprecherin.
Anwohner sollten Fenster und Türen geschlossen halten
Am Sonntagvormittag waren die Bewohner per Warn-Apps vor dem Rauch gewarnt und dazu aufgefordert worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Verletzte gab es nach aktuellen Informationen keine.
Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Polizei Herford
- Nachrichtenagentur dpa
- Polizei Bielefeld
- Staatsanwaltschaft Bielefeld