Es geht allmählich in Richtung Endspiel – heute entscheidet sich, welche weiteren Länder ins Halbfinale der Fußball-EM einziehen. Großbritannien oder die Schweiz? Die Türkei oder die Niederlande?
Englische Fans in der Düsseldorfer Altstadt feiern vor dem Spiel
In den Fanlagern ist die Vorfreude groß. In Düsseldorf ist die Partie England - Schweiz mittlerweile in die Verlängerung gegangen. Zuvor hatten englische Fußballanhänger ausgelassen in der Altstadt gefeiert - der vermeintlich längsten Theke der Welt. Schweizer Fans waren zu tausenden in den Nationalfarben gekleidet zum Stadion marschiert. Es wurde sogar Käsefondue auf der Straße zubereitet. Tolle Stimmug herrscht auch in der Fanzone am Rhein.
Auch in Berlin, dem Austragungsort des Spiels Türkei gegen die Niederlande, war die Stimmung zunächst heiter.
Fanzonen in Berlin wegen Unwetter und Sturmböen temporär geschlossen
In der Bundeshauptstadt hatten sich tausende türkische und niederländische Fans am Nachmittag getroffen, um in gesonderten Gruppen Richtung Olympiastadion zu marschieren. Dabei war es nach Polizeiangaben zunächst nicht zu Zwischenfällen gekommen.
Während des Fanmarschs türkischer Anhänger wurde laut Polizei allerdings massiv der sogenannte Wolfsgruß gezeigt. Einsatzkräfte beendeten deswegen den Zug. "Ein Fanwalk ist keine Plattform für politische Botschaften", so die Polizei.
Das Wetter machte den Fußballfans in Berlin allerdings zeitweise einen Strich durch die Rechnung. Die beiden Berliner Fan-Zonen am Brandenburger Tor und Reichstag mussten "aufgrund aufziehender Unwetter und Sturmböen" temporär geschlossen und geräumt werden, wie die Verantwortlichen mitteilten. Inzwischen sind sie wieder geöffnet.
Überall in NRW werden Türkei-Fans zum Public Viewing erwartet
Zwei junge Fans der Türkischen Mannschaft
Derweil werden überall in NRW Türkei-Fans zum Public Viewing erwartet. Auf dem Friedensplatz in Dortmund, wo ein Fanfest über die Bühne geht, trudeln nach und nach die türkischen Fans ein und schauen das erste Viertelfinale des Tages. Die Stimmung ist nach Angaben eines WDR-Reporters gut. Einige türkische Fans sind optimistisch, andere haben einige Sorgen, dass die EM heute enden könnte.
Public Viewing in Dortmund
Auch der Wolfsgruß sorgt auf dem Dortmunder Friedensplatz für Diskussionen. Ein türkischer Fan, der namentlich nicht genannt werden möchte, sagte dem WDR, für ihn sei das Symbol des Wolfsgrußes nicht rechtsextrem. "Ich kann’s nicht verstehen, bei dem Symbol geht’s um die türkische Geschichte und nicht um Politik", meinte er. Ein anderer Fan erklärte: "Natürlich ist es schade, dass wir jetzt über dieses Symbol diskutieren müssen, aber wir lassen uns nicht die Stimmung verderben." Die EM sollte Menschen zusammenbringen und ohne Politik auskommen.
Mustafa, Ali, Arda aus Essen sagten dem WDR, für sie sei der Wolfsgruß ein geschichtliches Symbol der Türkei. "Nur weil es ein paar rechtsextreme Idioten übernommen haben, sind die meisten, die es machen, nicht rechtsextrem", erklärten sie. Die Stimmung ließen sie sich aber nicht kaputtmachen. Es sei schön, so einen Erfolg der türkischen Mannschaft in dem Land zu erleben, das Heimat für einen ist.
Vorfreude auf den Fußballabend auch in Bielefeld
Auf der Partymeile in Bielefeld direkt neben dem Bahnhof ist alles fürs Public Viewing vorbereitet. Mit einer "vollen Bude" rechnet Nadja Stüwe (28), Betriebsleiterin der Sportsbar Three-Sixty. "Das macht immer sehr, sehr viel Spaß, wenn die Türkei spielt", sagt sie. Auch im Mexim’s in Bielefeld wird das Spiel übertragen. Besitzer Ralf Möcker erwartet ebenfalls wieder ein volles Haus. Die Stimmung ähnele einem Türkei-Spiel im Stadion, erzählt er schmunzelnd.
Etwas außerhalb, im Stadteil Brackwede von Bielefeld, bereitet sich das Team der Bielefelder Braumanufaktur auf das Public Viewing um 21 Uhr vor. Das Bier steht kalt, die EM-Fahnen wehen im Wind. An der Theke gibt es heute nicht nur lokal gebrautes Bier zu kaufen, sondern auch Regencapes. Bartender Philip Lendzwa freut sich auf den Fußballabend.
Beim letzten Spiel waren die Türkei-Fans auf jeden Fall mit Feuer und Flamme dabei. Vor allem auch Brackwede hier, hat ja eine starke türkische Community. Wir freuen uns natürlich die Nachbarn hier begrüßen zu dürfen, und mit ihnen feiern zu können. Und jetzt wo Deutschland ausgeschieden ist, drücken wir natürlich der türkischen Mannschaft die Daumen.“ Bartender Philip Lendzwa
Quellen:
- WDR-Reporter
- Nachrichtenagentur dpa
