Kirmesbesucher in Lüdenscheid erschossen: Prozess beginnt
Stand: 03.05.2024, 09:30 Uhr
Es sollte ein unbeschwerter Tag auf der größten Kirmes des Sauerlandes werden – doch für einen 40 Jahre alten Mann aus Gummersbach endete der Besuch tödlich. Eine Pistolenkugel traf ihn in den Bauch.
Von Claudia Roelvinck
Der mutmaßliche Schütze steht jetzt vor Gericht. Er war zur Tatzeit, im Mai 2022, 17 Jahre alt. Alles begann mit einem Streit: Ein 16-jähriger Lüdenscheider gerät mit einer Gruppe Jugendlicher aneinander. Es kommt zu einer Rangelei, der 16-Jährige wird verletzt, die Gruppe lässt von ihm ab. Der Junge ruft seinen Vater an.
Der Vater erzählt einem WDR-Team später, dass er zusammen mit seinem Sohn auf dem Kirmesplatz stand, als die Gruppe Jugendlicher wieder auftauchte.
Nach seinen Schilderungen will der Vater sie zur Rede stellen, die Gruppe läuft weg, der Vater hinterher. An der Straße unmittelbar vor dem Kirmesgelände habe einer der Jugendlichen sich plötzlich umgedreht und mit einer Pistole auf ihn gezielt, ein weiterer habe mehrfach in die Luft geschossen.
Schüsse sollten 52-jährigen Lüdenscheider treffen
Der jetzt Angeklagte soll mit scharfer Munition auf den 52-jährigen Vater geschossen haben. Die Kugel verfehlte ihn aber und traf stattdessen einen völlig unbeteiligten 40-Jährigen aus Gummersbach in den Bauch. Der Mann starb wenig später.
Die Jugendlichen flüchteten. Tage später konnte ein Spezialeinsatzkommando der Polizei mehrere Jugendliche festnehmen, musste sie aber später wieder gehen lassen. Die Tatwaffe wurde nicht gefunden.
Wende kommt durch einen Raub-Prozess
Ende 2022 kommt unerwartet Bewegung in den Fall. Vier junge Männer müssen sich wegen zahlreicher bewaffneter Raubüberfälle vor dem Landgericht Hagen verantworten. Einer der Angeklagten bezichtigt dabei einen Mitangeklagten, der Todesschütze von der Kirmes in Lüdenscheid zu sein.
Im Raub-Serien-Prozess wird der damals 17-Jährige zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nun sitzt er erneut auf der Anklagebank. Der Vorwurf diesmal: Totschlag. Weil er zur Tatzeit minderjährig war, findet das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter:innen vor Ort
- Gerichtssprecherin Landgericht Hagen