Zahl der Obdachlosen in Münster wird erhoben
00:26 Min.. Verfügbar bis 08.10.2026.
Wieso die Stadt Münster Obdachlose zählt
Stand: 08.10.2024, 14:21 Uhr
Münster will die Wohnungslosigkeit in der Stadt bis 2030 überwinden. Doch dafür muss man erst mal wissen, wie viele Menschen überhaupt obdachlos sind.
Auf der kleinen Grünfläche neben Karstadt in Münsters Innenstadt werden die beiden Sozialarbeiterinnen Dana Krückemeyer und Christine Kockmann freudig empfangen. Sie befragen Menschen, die dauerhaft draußen schlafen.
Melanie und ihr Mann Richy sind seit zwei Jahren ohne Wohnung. Sie füllen den Fragebogen gern aus. Der ist anonym, es geht rund um die Lebenssituation von Obdachlosen in Münster. Die beiden haben den Einkaufswagen mit ihrem Hab und Gut immer in Sichtweite.
Obdachlosigkeit gibt es in jeder Stadt
Dass Münster für das Projekt im Auftrag der EU ausgewählt wurde, finden die Sozialarbeiterinnen sinnvoll, denn "Obdachlosigkeit gibt es nicht nur in den Städten mit den bekannten sozialen Brennpunkten," sagt Christine Kockmann von der Bischof-Herrmann-Stiftung.
Offiziell leben in Münster 60 Menschen auf der Straße, doch es sind viel mehr
Fachleute beim Sozialamt der Stadt schätzen, dass derzeit etwa 60 Menschen in Münster "Platte machen", also draußen leben, ohne ein Dach über dem Kopf. Aber es könnten noch viel mehr sein. Die Sozialarbeiterinnen finden immer neue versteckte Schlafplätze, deren Nutzer sie noch gar nicht kennen.
Hohe Dunkelziffer
Nimmt man diejenigen dazu, die in Übernachtungsheimen sozialer Einrichtungen untergebracht sind, ist man schnell bei über 1.000 Menschen ohne eine feste Wohn-Perspektive in der Stadt. Das will die Stadt Münster nun ändern.
Neben Münster nimmt in Deutschland nur noch Bochum an dem Projekt teil.
Die Zählung bietet eine erste Gelegenheit dazu. Denn wenn man weiß, wie groß der Bedarf ist, kann die Stadt zielgerichtete Maßnahmen umsetzen und besser helfen. Deshalb laufen die Erhebungen in der Woche vom 8. bis zum 14. Oktober.
Ein EU-Projekt
Angestoßen hat das Projekt die Europäische Union. Unter "EU Homelessness Counts" will sie Daten über die Wohnungslosigkeit in 15 europäischen Städten aus unterschiedlichen Ländern sammeln.
Für Deutschland sind nur Münster und Bochum mit dabei. Erste Ergebnisse soll es Ende des Jahres geben. Die Sozialarbeiterinnen Dana Krückemeyer und Christine Kockmann erhoffen sich von dem Projekt auch mehr Aufmerksamkeit für das Thema Obdachlosigkeit.
Unsere Quellen:
- Sozialamt der Stadt Münster
- WDR-Reporter vor Ort
- Sozialdienst Katholischer Frauen
- Bischof-Herrmann-Stiftung