Höchststand bei Kirchenaustritten im Bistum Münster
Stand: 27.06.2022, 20:00 Uhr
Die Zahl der Kirchenaustritte hat im Bistum Münster 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Als Gründe nannte Münsters Bischof Felix Genn am Montag "gravierende Fehler kirchlicher Verantwortungsträger im Umgang mit sexuellem Missbrauch", aber auch mangelnde Veränderungsbereitschaft.
Etwa 23.000 Menschen haben der katholischen Kirche im Bistum Münster den Rücken gekehrt, das sind fast 10.000 mehr als im Jahr zuvor. Nur knapp 350 Menschen traten als Erwachsene ein, rund 13.000 Kinder wurden katholisch getauft. Außerdem gingen deutlich weniger Menschen in den Gottesdienst. Hier vermutet Bischof Felix Genn Corona als Ursache.
Bilanz erschüttert auch Kirchenobere
Dr. Jochen Reidegeld, Kreisdechant in Steinfurt, sieht sich bestätigt: Die Kirche müsse endlich verändert werden. Da gehe es ihm wie vielen Menschen in den Gemeinden, die teilweise einfach anfingen, Dinge anders zu machen - ganz gleich ob ehren- oder hauptamtlich tätig. Sie wollten Beistand leisten in schweren Zeiten mit Pandemie und Krieg.
Auch Genn schlägt selbstkritische Töne an. Viele Verantwortungsträger hätten es den Engagierten in der katholischen Kirche viel zu lange schwer gemacht - auch er selbst. Kirche würde nur noch als übermächtige Institution und erdrückende Struktur wahrgenommen. Das und auch Haltung und Verhalten von Verantwortlichen wie ihm müssten sich dringend ändern.
Umgang mit sexualisierter Gewalt
"Vor allem gravierende Fehler kirchlicher Verantwortungsträger im Umgang mit sexuellem Missbrauch" sieht Genn als Grund für das Rekordhoch bei den Austritten. Er bedauere das und könne es aber auch verstehen. Zum ersten Mal ist nun weniger als die Hälfte der Menschen in Deutschland katholisch oder evangelisch. Finanziell spüren die Kirchen diesen Rückgang noch nicht in gleichem Maße: Die Generation der "Babyboomer" ist derzeit in der Phase der höchsten Steuerzahlungen ihres Lebens.
Über dieses Thema berichten wir am 27.06.2022 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland sowie im Radio auf WDR 2 in der Lokalzeit.