"Emil hat Angst, alleine hierherzugehen!" Astrid Schumacher spricht von ihrem Sohn. Emil besucht seit Jahren den inklusiven Tanzverein der Funkys in der kleinen Bremerstraße hinter dem Bahnhof. Eigentlich läuft er den Weg allein. Seit einigen Wochen aber wird der Jugendliche, wie die meisten anderen Tänzer und Tänzerinnen, wieder von den Eltern gebracht.
Viele Beschwerden von Anwohnern
Astrid Schumacher, Mutter von Emil
Betrunkene und Drogensüchtige sorgten für Probleme, versperrten den Weg, saßen im Hausflur, pöbelten herum. Seit drei Wochen hat der Verein Funkys auf eigene Kosten einen Sicherheitsdienst engagiert. Seit Monaten häufen sich die Beschwerden von Anwohnern rund um den Bahnhof. Auch Geschäftsinhaber sind genervt, sorgen sich, dass die Kundschaft durch die Szene vergrätzt wird.
Szenetreffpunkt fehlt
Seit Jahren ist der Bremer Platz ein Treffpunkt der Drogenszene und soll es auch wieder werden. Er soll aber auch Treffpunkt für Alle werden - mit Spielplatz und Liegewiese. Und eben einem Bereich, in dem sich die Szene ungestört versammeln kann – unter Sonnensegeln und mit Toiletten.
Hoffnung auf Ruhe im Bahnhofsumfeld
Michael Thomas vom Ordnungsamt Münster
"Diese Menschen brauchen ihren Platz, das wissen wir nun besser denn je", sagt Michael Thomas vom städtischen Ordnungsamt. Dieser Platz soll Ende Oktober fertig sein, "und wir hoffen, dass die Szene ihn dann auch wieder annimmt als ihre Heimat." Und er hofft, dass dann rund um den Bahnhof wieder Ruhe einkehrt.
Neue Drogenszene gebildet
Allerdings ist das fraglich. Denn rund um den Hauptbahnhof hat sich mittlerweile eine neue Szene gebildet. Die Polizei spricht von vermehrt jungen Männern mit Migrationsgeschichte, die für viele Straftaten verantwortlich sein sollen. Es gehe um Beschaffungskriminalität rund um die "Crackszene". Eine billige Droge, die schnell abhängig und aggressiv macht.
Massiv mehr Kontrollen
Der Bremer Platz hinterm Bahnhof soll Aufenthaltsqualität bekommen.
Stadt und Polizei haben bereits reagiert: Mehr Kontrollen, mehr Personal, mehr verdeckte Ermittlungen. Außerdem soll die Beleuchtung verbessert werden. Seit August 2022 kamen 60 Tatverdächtige in Untersuchungshaft. An markanten Plätzen, wie dem Servatiiplatz, ist es laut Polizei ruhig geworden.
"Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Dealer nicht einfach weg sind", sagt Jan Schabacker, Polizeisprecher aus Münster. Sie suchten sich andere Orte. Es brauche langen Atem, um sie ganz aus Münster zu vertreiben, meint Schabacker. Stadt und Polizei wollen sich bald wieder treffen, um ein Gesamtkonzept zu erstellen – denn eigentlich sollte der Hauptbahnhof in Münster durch den Umbau attraktiver werden – für Reisende, Pendler, Anwohner. Doch zur Zeit wird er von den meisten Menschen eher gemieden.