Eine Frau und ein Mann stehen in einem Verlagslager neben dem Fließband, wo die Bücher verpackt werden.

Jobben am Fließband statt Chillen am Strand

Stand: 24.07.2024, 17:50 Uhr

Ferienjobs gibt es auch wegen des Fachkräftemangels immer seltener. Anders bei Cornelsen. Ohne Ferienjobber ginge hier nichts.

Von Jonas Helm

Aus einer türkisen Plastikkiste nimmt Lina Hacker ein schweres blaues Buch. "Das große Oxfordwörterbuch" steht auf dem Cover. Mit geübten Handgriffen legt die 20-Jährige das Buch in einen Pappkarton, macht einen Haken auf der Bestellliste und schubst die Kiste auf ein Förderband. Mit lautem Zischen und Klackern setzt sich das Band in Bewegung und transportiert die Kiste weiter durch die große Versandhalle des Cornelsen Verlags in Bielefeld.

Ein Karton rollt über das Fließband in einem Lager

In der riesigen Halle stehen auf mehreren Etagen vor allem Schülerinnen, Schüler und Studierende an den Förderbändern und verpacken Schulbücher, Romane und Kalender in große Pappkartons. Für sie ist die Arbeit beim Verlag der ideale Ferienjob, um sich in der schul- und studienfreien Zeit ein bisschen Geld dazuzuverdienen.

"Ich habe letztes Jahr mein Abitur gemacht. Bis zum Start meines Studiums im nächsten Jahr muss ich noch ein bisschen Zeit überbücken und will in dieser Zeit auch herumreisen. Dafür kann ich jetzt hier Geld verdienen", erklärt Lina.

Die Arbeit am Fließband ist nicht für jeden etwas

Viele Unternehmen bieten keine klassischen Ferienjobs mehr an. Die Einarbeitung wird durch den Fachkräftemangel immer schwieriger. Firmen bevorzugen Bewerber, die länger als nur für ein paar Wochen bleiben wollen. Auch deshalb ist ein Ferienjob bei Cornelsen sehr beliebt. Die Ferienjobber werden nach Tarif bezahlt, die Einsatzzeiten sind flexibel. Lina ist nur über eine Warteliste reingekommen.

Auf dem Bild ist ein Karton voller Bücher zu sehen.

Dabei ist die Arbeit am Band auch anstrengend. Acht Stunden stehen - das merkt Lina auch nach Feierabend noch. "Ich laufe im Schnitt rund acht Kilometer am Tag. Man sollte morgens schon ausgeschlafen hier ankommen, damit man sich konzentrieren kann und bis abends gut durchhält. Aber mit ein bisschen Routine gewöhnt man sich daran."

Ohne Ferienjobber ginge nichts

Den Überblick über die Ferienjobber hat Frank Sandmann. Er arbeitet seit 35 Jahren bei Cornelsen in Bielefeld, mittlerweile ist der 58-Jährige Versandleiter. Er freut sich, dass sich jedes Jahr so viele junge Leute auf einen Ferienjob im Versand bewerben: "In den Sommerferien ist bei uns Hochsaison. Da verpacken wir vor allem Schulbücher. Ohne die Schüler und Studenten würden wir die Auslieferung in den Sommermonaten nur mit unseren festen Mitarbeitern gar nicht schaffen."

Das hat sich offenbar auch schon in der Familie von Frank Sandmann herumgesprochen. "Drei meiner Töchter haben während der Schulferien schon hier gearbeitet, eine will auch dieses Jahr wiederkommen."

Lina Hacker packt unterdessen die nächste Bestellung in eine Kiste - 20 Schulbücher für den Englischunterricht. Die Sommerferien in NRW sind schon zur Hälfte rum. Drei Wochen bleiben den Ferienjobbern also noch, um alle Bücher rechtzeitig zu Schulbeginn loszuschicken.

Wo sind die guten Ferienjobs?

WDR Studios NRW 23.07.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 23.07.2026 WDR Online