Fähre "Konrad Adenauer" bald mit E-Antrieb
Lokalzeit aus Bonn. 24.07.2024. 02:40 Min.. Verfügbar bis 24.07.2026. WDR. Von Josef Kaiser.
Erste E-Autofähre auf dem Rhein
Stand: 24.07.2024, 19:25 Uhr
Dieselmotoren raus, Batterien rein. Im September wird eine Bonner Autofähre elektrisch fahren. Als erste auf dem deutschen Rhein.
Von Josef Kaiser
Die „Konrad-Adenauer“ ist Baujahr 1957. Zeit, die Fähre fit für die Zukunft zu machen. Seit Februar liegt das Schiff auf dem Trockenen. Jetzt geht der Umbau auf der Lux-Werft in Niederkassel (Rhein-Sieg-Kreis) in die finale Phase, auch wenn davon von außen kaum was sehen ist. Das Herz der neuen Technik schlägt im Unterboden.
Brandschutz: Akku-Räume speziell isoliert
Ingo Schneider-Lux zeigt den Batterieraum
"Also, wenn Sie wollen, mit etwas Kletterei kommen wir da hin", begrüßt uns Ingo Schneider-Lux. Klar wollen wir. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer zwängen wir uns durch einen engen Schacht. Insgesamt gibt es hier zwei Batterie-Räume, jeder Akkupack besteht aus mehreren Einzelzellen. "So viele Akkus auf so engem Raum sind nicht ohne", erklärt er. Die Bereiche seien speziell isoliert. "Wir können heizen oder kühlen und so die Betriebstemperatur der Akkus immer gleich halten."
Verkabelung ist eine große Herausforderung
Die Akkus liefern Strom für drei E-Motoren, die mit knapp 600 PS die vier Schrauben der Fähre antreiben. Bis zu 18 Autos kann sie transportieren. Die größte Herausforderung beim Umbau ist die Verkabelung: Man müsse die neuen Leitungen durch das ganze Schiff führen und darauf achten, dass alle Bereiche wasserdicht blieben. "Da ist schon hohe Ingenieurskunst gefordert." Im Kapitänsstand laufen künftig alle Informationen zusammen. "Hier haben wir dann auch einen Fernzugriff auf die Fähre. Wenn es Fehler gibt, kann man von der Werft aus auch eine Fehleranalyse machen."
Erste E-Fähre fuhr bereits 1908
Für die Lux-Werft in Niederkassel ist der Umbau auch eine Innovation in die Zukunft. "Wir wollen nicht riskieren, dass unsere Schiffe bei einer weiteren Verschärfung der Abgasnormen irgendwann nicht mehr fahren dürfen", sagt Geschäftsführer Ingo Schneider-Lux. Dabei ist die "Konrad Adenauer" nicht die erste E-Fähre auf dem Rhein. Man mag es kaum glauben, aber diese Premiere gab es bereits sehr viel früher: Am 11. Juli 1908. Bis zu seiner Zerstörung 1945 pendelte das batterie-betriebene Schiff zwischen Königswinter und Bad Godesberg.
Umbau nur dank Fördermitteln möglich
Nachts wird die "Konrad Adenauer" künftig Strom laden. Die Vorarbeiten für die E-Tankstelle laufen schon. Die Kosten liegen im sechsstelligen Bereich. Ohne Fördermittel wäre die Umstellung nicht machbar gewesen. "Das war schon ein tolles Startkapital, aber wir mussten da schon auch noch selbst ordentlich Geld in die Hand nehmen", stellt Ingo Schneider-Lux klar. Und dabei bleibt es nicht. Noch tuckert die Schwesterfähre "Mondorf" mit ihren vier Dieselmotoren über den Rhein. Doch damit ist es bald vorbei, auch sie wird umgerüstet.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Lux-Werft Niederkassel