Gegen das Vergessen: Familientreffen an Stolperstein in Ahlen

Stand: 16.01.2023, 19:58 Uhr

Artur Manteufel war Kommunist und wurde von den Nationalsozialisten verfolgt. An seinem Stolperstein in Ahlen haben sich am Samstag 15 Familienmitglieder aus ganz Deutschland getroffen.

Von Antje Kley

Familientreffen in Ahlen an der Beckumer Straße: Die Manteufels sind zum Teil hunderte Kilometer gefahren, um ihres Vaters, Opas, Uropas zu gedenken. Ohne Artur Manteufel gäbe es sie gar nicht. Schon dafür müssen sie dankbar sein, sagt Jürgen Manteufel, sein Sohn.

Verfolgt und eingesperrt, weil er Kommunist war

Ein schwarz-weiß Porträt von Artur Manteufel

Artur Manteufel wurde von den Nazis verfolgt, weil er Kommunist war.

Artur Manteufel wurde 1909 geboren. 1930 trat er in die KPD ein, die Kommunistische Partei Deutschlands. Drei Jahre später wurde ihm bei der Arbeit gekündigt, weil er den "Hitlergruß" verweigerte. Da waren die Nationalsozialisten gerade acht Monate an der Macht.

1934 gründete Artur Manteufel eine kleine revolutionäre Zelle, um gegen die Nationalsozialisten zu agieren. Er schmuggelte illegale Schriften aus dem niederländischen Nijmegen nach Ahlen, wurde verraten und verurteilt. Manteufel kam erst ins Zuchthaus, dann ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Er überlebte. Und starb 1989 in Ahlen. Das Haus, in dem er mit seiner Familie lebte, gibt es heute nicht mehr.

Erinnerungen an Artur Manteufel

Die Familie trifft sich zunächst am Stolperstein in Ahlen. Verlegt wurde der schon vor einiger Zeit. Wegen Corona konnte damals aber nicht die ganze Familie zusammenkommen. Umso wichtiger ist dieses Treffen. Im Anschluss geht es nach Sendenhorst - in das Restaurant, in dem die Familie immer war, als Artur Manteufel noch lebte.

15 Familienmitglieder von Artur Manteufel stehen nebeneinander und schauen in die Kamera

Aus ganz Deutschland sind die Manteufels nach Ahlen gekommen.

Sarah Manteufel erinnert sich an ihren Opa. Bei jedem Treffen habe er "Die Internationale" gesungen, das Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung. Er war fröhlich. Und doch habe sie die Schwere in ihm gespürt: Das Trauma der Zeit im Gefängnis und im Konzentrationslager, Schläge, Hunger, Todesangst.

Erst später habe Sarah Manteufel verstanden, was ihr Opa durchlitten hat. Jetzt versucht sie, es ihren Töchtern zu erzählen. Sie sind noch klein, aber es ist ihr wichtig.

Stolpersteine als Mittel der Erinnerung

In fast 40 Städten und Gemeinden des Münsterlandes liegen Stolpersteine. Rund 15.000 sind es in ganz Nordrhein-Westfalen. In Ahlen werden im März weitere 14 verlegt. Der Stein von Artur Manteufel bedeutet der Familie viel, weil man sich so an ihn erinnert und daran, wofür er gekämpft hat.