Nach Schüssen auf einen 19 Jahre alten Autofahrer im vergangenen Juni ist am Samstag in Herford zum zweiten Mal gegen Polizeigewalt demonstriert worden. Laut Polizeiangaben nahmen rund 1.000 Menschen an der Kundgebung teil. "Alles ganz friedlich", sagte eine Polizei-Sprecherin am Nachmittag.
Zu dem Protest hatte die Herforder Antifa-Szene aufgerufen, die unter anderem Gerechtigkeit und unabhängige Ermittlungen forderte. Auf Transparenten war zu lesen: "Die Polizei lügt!"
Anlass für die Demo waren Schüsse auf den 19-jährigen Bilel G. Anfang Juni. Mehr als dreißig Mal hatten Polizisten auf ihn geschossen, nachdem er vor einer Kontrolle geflüchtet war. Das Opfer ist seitdem querschnittsgelähmt.
Gewalt auf der ersten Demo
Im Juli hatte es eine erste Demonstration gegeben. Die meisten der etwa 500 Teilnehmer waren Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund. Dabei flogen Böller und Flaschen auf Polizeibeamte, vier Personen wurden verletzt, es gab mehrere Strafverfahren.
CDU fordert Demo-Verbot
Die zweite Demonstration hat nun bereits im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. Schausteller der gleichzeitig laufenden Kirmes wollen nicht öffnen, aus Sorge vor Gewaltexzessen. Bei der Erstauflage im Juli blieben Geschäfte in der Innenstadt geschlossen. Die CDU sprach sich für ein Verbot der Demonstration aus.
Bündnis wirbt für Teilnahme
Ein Bündnis aus Wissenschaftlern, Politikern, Theologen und Gewerkschaften dagegen hat ausdrücklich zur Teilnahme an der Demonstration aufgerufen. Die Demonstranten würden in Herford gesellschaftlich ausgegrenzt und vorverurteilt. "Es darf nicht sein, dass in unserer Stadt ein Bild von "Wir" und "Die" vermittelt wird“, heißt es in einem offenen Brief.
Die Geschehnisse um Bilel G. müssten aufgeklärt werden, schreiben die Verfasser weiter und fordern "Solidarität mit dem Betroffenen und seiner Familie". Wer an der Demonstration teilnehme, solle bewusst mithelfen, das Geschehen deeskalierend zu beruhigen.