Das Bibeldorf Rietberg feiert 20-jähriges Jubiläum
Lokalzeit OWL. 27.09.2023. 03:15 Min.. Verfügbar bis 27.09.2025. WDR. Von Jan-Ole Niermann.
Bibeldorf Rietberg: Vom Leerstand zum Lernort
Stand: 27.09.2023, 18:09 Uhr
Das Bibeldorf in Rietberg feiert in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum: Aus einem leerstehenden Klärwerk hat die Evangelische Gemeinde einen Treffpunkt für die Gemeinde gemacht und einen Ort, an dem Schulklassen die Geschichte der Bibel mal anders erleben können.
Von Jan-Ole Niermann
"Das Bibeldorf ist viel mehr als ein Museum, das ist ein Lebensgefühl", sagt Lisa Müller an ihrem letzten Tag als Freiwillige. Die 19-Jährige lebt eigentlich in der Schweiz und hat nun ein Jahr lang in Rietberg gelebt und gearbeitet. Am liebsten führt sie mit ihrer Kollegin Hanna Kühl Kinder durch das Bibeldorf. In traditionellen Gewändern nehmen die beiden dann Schülerinnen und Schüler mit auf eine Zeitreise: Brot backen, Gewürze mischen oder Seile produzieren – alles wie vor 2.000 Jahren.
Ehrenamtliches Engagement lässt Bibeldorf wachsen
Freiwilligendienstleistende Hanna Kühl (links) und Lisa Müller (rechts) erzählen von ihren Erfahrungen
Hanna Kühl und Lisa Müller sind noch nicht geboren, als das Bibeldorf 2003 gegründet wird. Damals steht das ehemalige Klärwerk-Gelände in Rietberg im Kreis Gütersloh leer. Die evangelische Kirchengemeinde sieht darin eine Chance und kauft das Gelände für ihre Gemeinde- und Bildungsarbeit.
Seitdem hat sich hat getan und das Bibeldorf ist stetig gewachsen - auch durch großes ehrenamtliches Engagement, betont Eva Fricke vom Leitungsteam: "Hier stecken über 500.000 Ehrenamtsstunden drin, nur dadurch ist das Bibeldorf zu dem geworden, was es heute ist."
Über die Jahre sind immer weitere gelb gestrichene Gebäude dazu gekommen und auch das pädagogische Angebot hat sich entwickelt: Jeden Tag kommen Schulklassen. Das Bibeldorf versucht, die Geschichte zu Zeiten der Bibel aufleben zu lassen und möglichst spannend zu vermitteln. Die Führungen und Spenden finanzieren das Projekt. Pro Jahr kommen etwa 30.000 Besucherinnen und Besucher nach Rietberg.
Beten und Backen im Bibeldorf
Im sogenannten Bibeldorf wird auch traditionell Brot gebacken
Doch das Bibelort ist auch Treffpunkt für die kleine evangelische Gemeinde. Etwa, wenn Gottesdienst im Museum gefeiert wird oder sich Jugendgruppen treffen. Lisa Müller hat während ihres Diakonischen Jahres eine engere Beziehung zum Glauben entwickelt: "Ich habe viel dazu gelernt. Glaube, das ist für mich die Gewissheit, dass jemand da ist, der auf mich aufpasst, der mich nicht allein lässt!"
Nach dem Freiwilligendienst will die 19-Jährige jetzt Geschichte und Ethnologie studieren, auch weil ihr die Zeit in Rietberg so gut gefallen hat. Hanna Kühl möchte Grundschullehrerin werden: "Ich habe in dem Jahr gemerkt, dass mir die Arbeit mit den Kindern am meisten Spaß macht." Während ihres Freiwilligendiensts haben die beiden jeden Tag gemeinsam verbracht und sich angefreundet. Fürs Studium ziehen sie nun in unterschiedliche Städte. Trotzdem wollen Hanna Kühl und Lisa Müller in Kontakt bleiben und auch das Bibeldorf in Rietberg regelmäßig besuchen.