Frisch gegossen: Die Friedensglocken aus Gescher
Stand: 16.06.2023, 19:18 Uhr
Wenn Kirchen neue Glocken brauchen, dann melden sich die Gemeinden nicht selten in Gescher im Münsterland. In einer der letzten deutschen Glockengießereien werden aktuell sechs neue Klangkörper hergestellt - für Gemeinden aus ganz Deutschland.
Von Hartmut Vollmari
Es ist heiß an diesem Freitagnachmittag in der Glockengießerei. Das 1.100 Grad heiße Gemisch aus Zink und Kupfer ergießt sich über Kanäle in die eingegrabenen Formen für sechs Kirchenglocken.
Aufträge aus ganz Deutschland
Bei 1.100 Grad kommen die Glockengießer ganz schön ins Schwitzen
"Es kommt nicht mehr oft vor, dass Kirchenglocken bestellt werden", erklärt Ellen Hüesker, Chefin der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock. Drei- bis viermal im Jahr gießen sie hier Kirchengeläut. Die Firma gibt es seit Ende des 18. Jahrhunderts. Zum Glockenguss angereist sind auch rund 80 Menschen aus den Gemeinden, die die neuen Klangkörper in Auftrag gegeben haben.
Sie kommen aus Bad Salzuflen, Köln, Frankfurt und aus Landrin im Havelland. Alle sechs Glocken haben etwas mit Frieden in der Widmung. Ohne Spendensammlungen in den Gemeinden würde wohl überhaupt kein Geläut mehr gegossen. So haben zum Beispiel für die Kirchengemeinde St. Anna in Köln-Ehrenfeld die Mitglieder 25.000 Euro gesammelt.
Langer Arbeitsprozess
Seit 37 Jahren gießt Michael Hörnemann Glocken
"Friedensglocken haben eben jetzt Saison", schildert Glockenformer Michael Hörnemann. Seit 37 Jahren betreibt er das Handwerk, das sich vom Ablauf seit Jahrhunderten kaum geändert hat. Erst in anderthalb Wochen, wenn sie abgekühlt sind, werden die Glocken aus der Erde geholt, feingeschliffen und auf Klang kontrolliert.
Bei den Katholiken hat das Bistum das letzte Wort, ob sie dann in den Kirchturm kommen. "Aber so richtig danebengelegen haben wir noch nie", lacht Glockenformer Michael Hörnemann.
Über dieses Thema berichten wir am 16.06.2023 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland um 19.30 Uhr.