Tausende im Stadion: Beim Fußball ja, bei Konzerten nein

Stand: 16.09.2020, 15:53 Uhr

Die Fortuna kann im Düsseldorfer Stadion wieder vor Tausenden Zuschauern spielen, Bryan Adams durfte dort aber nicht auftreten. Die aktuellen Corona-Regelungen sorgen für Verwirrung.

"Give Live A Chance" - unter diesem Motto sollte am 4. September im Düsseldorfer Stadion ein Zeichen gesetzt werden. Auftritte von Bryan Adams und Sarah Connor vor knapp 13.000 Zuschauern sollten zeigen, dass große Konzerte auch unter Corona-Bedingungen möglich sind. Doch schon im Vorfeld regte sich Protest von Seiten der Landesregierung, für NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) war das Konzert "kein gutes Signal". Schließlich sagte der Veranstalter aus eigenen Stücken ab, trotz vorhandener Genehmigung der städtischen Behörden.

Über 10.000 Zuschauer im Stadion: Was NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) mit Bezug auf Bryan Adams "schlicht für verantwortungslos" hielt, ist nur zwei Wochen nach dem abgesagten Termin offenbar kein Problem mehr. Zumindest, wenn in den Stadien keine Konzerte, sondern Fußballspiele stattfinden. Denn die Bundesländer einigten sich am Dienstag darauf, dass schon ab kommenden Freitag bis zu 20 Prozent der Zuschauer wieder zu Bundesligaspielen kommen dürfen. In Düsseldorf wären das knapp 11.000 Besucher.

Konzerte derzeit alles andere als rentabel

In der Diskussion um das Bryan-Adams-Konzert sagte Laumann noch, die Fragen nach der Durchführbarkeit von Konzerten und Fußballspielen hingen politisch zusammen und müssten auch zusammen entschieden werden. Doch während die aktuelle Corona-Schutzverordnung in NRW einen eigenen Passus für "Wettbewerbe in Profiligen" enthält und die Staatskanzleien eine bundesweite Regelung vereinbarten, klagen die Konzertveranstalter über den "föderalen Flickenteppich" aus unterschiedlichsten Verordnungen. Die Folge: "Tourneen kann man derzeit einfach nicht durchführen", sagte Jens Michow, Vorstand des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, am Mittwoch dem WDR.

Zwar finden derzeit vereinzelt größere Konzerte statt. So sind in der Kölner Arena wieder 2.400 Zuschauer zugelassen, die in speziell abgetrennten Bereichen sitzen und ein strenges Sicherheitskonzept beachten müssen. Doch die meisten Clubs und Veranstaltungsorte sind weiter geschlossen. Und die Konzerte, die derzeit stattfänden, seien alles andere als rentabel, so Michow.

Beim Fußball sorgen TV-Rechte und Sponsoren für Einnahmen, und die Spiele finden statt, egal ob mit oder ohne Zuschauer. Die Konzertbranche trifft es da ungleich härter: "Bei Abstandsvorschriften von 1,50 Metern kann man Spielstätten mit maximal 25 Prozent auslasten. Die Kosten lassen sich allerdings nicht proportional senken. Solche Veranstaltungen helfen Künstlern und den Veranstaltungsdienstleistern. Für die Veranstalter sind sie vornehmlich eine Beschäftigungstherapie", sagt Michow.

Kann der Fußball Vorreiter sein?

Fußballprofi Tony Jantschke von Borussia Mönchengladbach glaubt, dass der Fußball beim Thema Veranstaltungen ein "Vorreiter" sein kann. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sieht in der Bundesliga eine Art Blaupause: "Ich gehe davon aus, dass diese Grundsätze künftig gelten werden für andere Großveranstaltungen, für Konzerte etwa drinnen und draußen", sagte er am Dienstag. Und auch Verbandschef Michow betrachtet die Situation mit Interesse: "Ich freue mich, dass hier ein erster Schritt getan ist." Doch es müssten viele weitere folgen. "Die Perspektivlosigkeit, die sich unserer Branche bietet, kann man sich schlicht nicht vorstellen."