NRW-Schulen: Keine Masken mehr im Unterricht - oder doch?

Stand: 01.09.2020, 20:00 Uhr

Am ersten Tag ohne Maskenpflicht an NRW-Schulen gleicht die Lage einem Flickenteppich. Viele Schulen wollen das Maske-Tragen freiwillig vereinbaren, manche Schüler nicht.

Maske auf? Maske ab? Die Situation ist etwas unübersichtlich: Seit Dienstag gibt es auch an weiterführenden Schulen in NRW keine landesweite Maskenpflicht mehr im Unterricht. Das sorgt an vielen Schulen für Unruhe.

Eigenmächtig dürfen Schulkonferenzen als höchstes Gremium einer Schule keine Maskenpflicht anordnen. Einige Schulen, wie das Rhein-Maas-Gymnasium oder St. Leonhard in Aachen empfehlen aber, freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz am Sitzplatz zu tragen. Eine Schule in Wesel platziert die Schüler, die keine Maske tragen wollen, in die erste Reihe am Lehrertisch, damit die Mitschüler im Zweifel nicht angesteckt werden können.

Umfrage in Münster

"Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass wir in den Räumen weiter die Maske tragen", findet Rike Waltsgott, Lehrerin an der Gesamtschule Münster Mitte. "Ich hätte es eher begrüßt, wenn die Schüler mal draußen, wenn sie Abstand zueinander haben, mal die Maske abnehmen und durchatmen können." In der Gesamtschule Münster Mitte ist die Frage mit einer Umfrage unter Lehrern, Schülern und Eltern geklärt worden.

Das Ergebnis: Offenbar haben die Eltern ein größeres Problem damit, obwohl sie gar nicht selbst betroffen sind. Ein Großteil der Schüler und Lehrer haben sich nun darauf verständigt, dass man die Frage in den Klassenverbänden klärt. Solange keiner etwas dagegen hat, wird die Maske in der Gesamtschule dann weiter getragen. Der Abi-Jahrgang von Schulsprecherin Denise Heyn hat sich für das Maske tragen entschieden. "Ich finde, wir sollten das jetzt einmal durchziehen, damit es ein Ende hat", so die Schülerin.

Schulleiterin Kathi Kösters glaubt mit der jetzigen Regelung auch in Zukunft durch die Impfstofffreie Zeit zu kommen. Gerade Lehrer mit einer Vorerkrankung könnten geschützt werden, wenn die Schüler auch im Unterricht eine Maske tragen und müssten nicht in den Distanzunterricht ausweichen.

Verlängerung der Pflicht?

Der Schulleiter des Franziskus Gymnasiums in Vossenack sagt, man werde die Maskenpflicht sogar noch einige Tage beibehalten. Die Zeit brauche man, um mit Eltern und Schülern zu beraten, wie zum Beispiel vorerkrankte Schüler und Lehrer geschützt werden könnten. Den konkreten Erlass des Schulministeriums mit Details haben die Schulen erst am Montagabend bekommen.

In Aachen ist die Situation besonders kurios: Während in NRW die Maskenpflicht in der Schule abgeschafft wurde, gilt sie in Belgien ab sofort für alle Schüler ab zwölf Jahren. In Ostbelgien stieg die Zahl der Neuinfektionen in der letzten Woche.

Keine Sanktionen möglich

Da es keine landesweite Pflicht mehr gibt, kann es offenbar auch keine Sanktionen geben, wenn jemand die Maske trotz Empfehlung der Schulleitung nicht trägt. Das gilt wohl auch für Bekenntnis- und Privatschulen. So sieht es zumindest das Katholische Büro in Düsseldorf. Es vertritt die Bischöfe in NRW und koordiniert die Schulpolitik der Bistümer.

Das Bistum Paderborn schreibt dem WDR: "Die Verordnung des Landes lässt keinen Spielraum für einen Sonderweg der Ersatzschulen zu." Dennoch werde empfohlen, "auf freiwilliger Basis weiter Masken zu tragen".

Kritik von Lehrern

Dass die Maskenpflicht nicht verlängert wird, stößt auch auf Kritik. So warnt etwa der Berufsverband der Gymnasiallehrer, dass die Infektionszahlen an den Schulen steigen und "zu erneutem Distanzunterricht und damit zu deutlichen Einschränkungen führen" könnten.