Letzte Woche hat die IG Metall bundesweit zu Warnstreiks in der laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie aufgerufen. Seitdem beteiligen sich NRW-weit immer mehr Menschen an den Streiks.
Auch das Ruhrgebiet streikt. In Mülheim an der Ruhr haben sich am Mittwoch (06.11.2024) hunderte Mitarbeitende aus der Metall- und Elektroindustrie versammelt. Sie gingen mit großen Fässern als Trommel, Trillerpfeifen und Rasseln auf die Straßen. Auch sie kämpfen für mehr Geld in den laufenden Tarifverhandlungen.
1.500 Beschäftigte beim Warnstreik in Mülheim
Sieben Prozent und 170 Euro mehr für Azubis, das ist auf vielen Plakaten zu lesen. Auf dem Rathausplatz sind auch Kollegen aus Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen angereist. In ihren Firmen geht teilweise nichts mehr. Laut Schätzungen der IG Metall sind 1.500 Demonstrierende vor Ort.
Ziel der Aktionen ist es, die Arbeitgeber zu spürbaren Zugeständnissen in den Tarifverhandlungen 2024 zu bewegen. Die Metall- und Elektroindustrie macht seit den 90ern immer mehr Umsatz. Den Konzernen geht es also tendenziell immer besser (selbst nach Ausbruch der Corona-Krise), gleichzeitig werden aber die Arbeitsbedingungen, für die, die die Branche mit tragen, nicht wirklich besser.
Streik vor den Toren von Miele in Bielefeld
Auch in Bielefeld und Bünde streiken am Mittwoch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Metall- und Elektroindustrie. In Bielefeld fand am Morgen eine Kundgebung mit Menschen aus vier Betrieben direkt vor dem Tor der Firma Miele statt.
Dazu erwartete die IG Metall rund 500 Teilnehmende. In Bünde zieht die Frühschicht von zwei Unternehmen durch die Innenstadt, die Spätschicht will ebenfalls streiken. Während die Mitarbeitenden um mehr Anerkennung und Wertschätzung bitten, verzeichnet Miele selbst positive Bilanzen.
Auf der eigenen Internetseite schreibt die Firma:"der weltweit führende Premiumanbieter für Haus- und Gewerbegeräte hat in seinem Geschäftsjahr 2022 mehr Umsatz erzielt und mehr Geräte verkauft als je zuvor – trotz fragiler Lieferketten und rückläufiger Gesamtmärkte."
"Warnstreiks müssen weitergehen"
"Mit ihrem kraftvollen Engagement bei Warnstreiks haben die Beschäftigten in einzelnen Regionen erste Bewegung in die Gespräche gebracht", sagt Nadine Boguslawski, Tarif-Vorständin der IG Metall. "Bei fundamentalen Fragen wie 7 Prozent Plus für mehr Kaufkraft und 170 Euro mehr für Auszubildende blockieren die Arbeitgeber aber noch. Das ist schädlich. Darum müssen die Warnstreiks weitergehen."
Am Dienstag Vormittag (05.11.24) hatten sich in Südwestfalen Hunderte Beschäftigte dem Streik angeschlossen. Auf Kundgebungen in Lüdenscheid, Plettenberg, Lennestadt, Arnsberg und Lippstadt fordern die Gewerkschafter ein Lohnplus von 7 Prozent. Auch in Lemgo in Ostwestfalen kamen Mitarbeitende aus 22 Betrieben zu einer gemeinsamen Demo zusammen.
Streik von Rheinmetall Pierburg
Auch die Mitarbeitenden des Werks von Rheinmetall Pierburg sind sauer. 250 Personen aus acht Betrieben waren aus dem Umland zusammen gekommen, unter anderem vom Aufzugbauer Schindler. Betriebsratsvorsitzender Murat Küplemez arbeitet seit mehr als 30 Jahren bei Rheinmetall und Jarne Krajczy ist im zweiten Ausbildungsjahr. Sie haben sich am Dienstag an dem Warnstreik beteiligt.
Azubi Jarne Krajczy erklärte: "Ich wohne noch zu Hause. Deswegen geht's noch. Aber ich habe viele Freunde, die von ihrem Ausbildungsgeld halt eine Miete bezahlen müssen, Essen bezahlen müssen, und dann wird's schon eng, ne. Deswegen sind wir hier, für 170 Euro mehr für Azubis. Wir nehmen, was wir kriegen können."
Streik im Bergischen Land
Im Bergischen Land wurde am Dienstag in 38 Betrieben in Remscheid, Solingen und Radevormwald dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Ein Sprecher erklärte, der Abstand zwischen der Forderung der IG Metall und dem Angebot der Arbeitgeber sei noch viel zu groß. Am Mittag gab es eine zentrale Kundgebung in Remscheid. Schon in der vergangenen Woche haben Hunderttausende Beschäftigte aus der Metall- und Elektrobranche durch Warnstreiks den Druck auf die Verhandlungen erhöht.
Weitere Beschäftigte wurden aufgerufen zu streiken
"Transformation braucht Sicherheit für die Beschäftigten und die Betriebe unserer Region", sagt Carsten Kretschmann von der IG Metall. Deshalb wurden auch vergangenen Mittwoch (30.10.24) Betriebe im Rheinland dazu aufgerufen, die Arbeit zu unterbrechen. Den Streiktag letzte Woche Donnerstag (31.10.24) begonnen rund 70 Beschäftigte bei der ebenfalls umsatzstarken Firma Siemens in Köln-Mülheim.
Streik bei Ford mit 8.000 Beschäftigten
In der Nacht von Montag auf Dienstag (29.10.24) begann der Warnstreik in den Ford-Werken in Köln-Niehl mit einem Fackelzug. Über den Tag verteilt waren bis zu 8.000 Beschäftigte am Warnstreik beteiligt. Auch beim Autoteilehersteller Hanon in Kerpen haben sich die Mitarbeitenden dem Streikaufruf der IG Metall am Dienstag angeschlossen. Insgesamt sind in NRW 129 Betriebe zum Streik aufgerufen.
IG Metall fordert eine Lohnerhöhung um 7%
Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung um 7 Prozent mit einer Laufzeit von 12 Monaten und 170 Euro mehr Gehalt für Auszubildende. Die Arbeitgeberseite bietet laut IG Metall hingegen 1,7 Prozent mehr ab Juli 2025 und eine weitere Erhöhung um 1,9 Prozent ab Juli 2026 mit einer Laufzeit von 27 Monaten.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Pressesprecherin der IG Metall
- Miele.de