Die Nachricht von einem erstochenen Jugendlichen erschütterte Köln. Im März 2024 verbreitet sich die Meldung an diesem Sonntag schnell. Im Mülheimer Hafen sucht die Spurensicherung der Kölner Polizei stundenlang die Umgebung ab. Noch in der Tatnacht und in den Tagen darauf gibt es Festnahmen.
Vor einer Woche hatte der Prozess mit emotionalen Ausbrüchen der Mutter und anderen Angehörigen des Getöteten begonnen, so dass der Zuschauerraum geräumt werden musste. Heute blieb bei der Vernehmung der Zeugen alles ruhig.
Zeugen fanden den leblosen Körper des Opfers
An dem Morgen der Tat war einer der Zeugen mit seinem Hund unterwegs. Am Mülheimer Hafen habe er den leblosen Körper gesehen. Er rief sofort die Polizei. In dem Prozess hatten am ersten Tag drei Angeklagte einen Mitangeklagten schwer belastet. Er soll auf den Jugendlichen eingestochen haben. Seine Aussage zu den Vorwürfen steht noch aus.
Tumulte im Gerichtssaal zum Prozessauftakt
Der Prozess hatte am Vormittag in der vergangenen Woche mit Verspätung begonnen. Angehörige des Toten hatten laut herumgeschrien und Angeklagte beleidigt. Nach der Aussage von Angeklagten ist der Haupttäter offenbar ermittelt.
Die Mutter rief dabei immer wieder den Namen ihres Sohnes: "Dara, Dara", schallte es von der Nebenklage-Bank. Die Rufe wurden immer lauter, bis die Frau zitterte und sich augenscheinlich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Neben ihr sass der Vater des Getöteten, der versuchte, sie zu beruhigen. Auch ihr Anwalt redete auf sie ein. Schließlich kam der Vorsitzende Richter in den Saal und konnte die Frau beruhigen.
Als der erste Angeklagte den Saal betrat, begannen die Rufe aber erneut - jetzt auch aus im Zuschauerraum, aus dem offenbar weitere Familienangehörige schrieen und gegen die Trennwand schlugen. Wachleute eilten herbei, der Zuschauerraum musste geräumt werden. Szenen, die es in dieser Form im Kölner Landgericht nur selten gibt.
Verzweiflung und Trauer
Schließlich wurden die vier Angeklagten hereingeführt, der Prozess konnte auch wieder mit Zuschauern beginnen. Die Vorwürfe wiegen schwer. Gemeinschaftlicher Mord an dem 15-Jährigen, es habe eine gemeinsamen Tatplan gegeben, sagt die Staatsanwaltschaft. Wegen 700 Euro Schulden und weil das Opfer zwei der Angeklagten in einem vorherigen Prozess belastet haben soll, musste der Jugendliche sterben, so die Anklage.
Revierstreitigkeiten
Nach der Verlesung der Anklageschrift warteten Zuschauer und Beobachter auf das Verhalten der Angeklagten. Die Staatsanwaltschaft konnte zu der Frage, wer den Jugendlichen erstochen hat, nichts sagen, weil es dafür keine Beweise gibt. Doch die Einlassung eines Angeklagten könnte Klarheit bringen. Der Verteidiger des ältesten Angeklagten las eine Erklärung vor.
Darin geht es um die Stunden vor und nach der Tat. Es habe eine Auseinandersetzung mit dem Jugendlichen gegeben, der immer Drogen verkauft habe. In der Erklärung fallen Begriffe wie "Revierstreitigkeiten", Formulierungen wie "Stärke zeigen" oder "er sollte mal richtig Angst bekommen". Letztendlich heißt es in der Erklärung auch, dass einer der Angeklagten in der Nacht auf den Jugendlichen eingestochen habe. Der Angreifer soll gesagt haben: "Ich habe es zu Ende gebracht, er hat es verdient." Auch andere Angeklagte haben sich dieser Erklärung angeschlossen. Es wird interessant sein, wie Gericht und Staatsanwaltschaft diese Erklärungen werten.
Der Prozess kommt gerade in einer Zeit, in der es viel Gewalt in Köln gibt. Auch wegen Drogengeschäften. Genau darum geht es jetzt scheinbar auch in dem auf 16 Tage angesetzten Prozess, bei dem sich vier Männer im Alter von 19 bis 27 Jahren verantworten müssen.
Quellen:
- Staatsanwaltschaft Köln