Paxlovid in EU zugelassen: Was bringt das Corona-Medikament?

Stand: 29.01.2022, 10:41 Uhr

Nach der EMA-Empfehlung hat die EU-Kommission am Freitag die Zulassung für das Corona-Medikament Paxlovid erteilt. Ist die Pfizer-Pille die Wende im Kampf gegen Corona? Ein Überblick.

Von Jan-Hendrik Raffler und Jörn Seidel

Die Hoffnungen auf Corona-Medikamente wie Paxlovid und Molnupiravir sind groß. Am Freitag hat die Europäische Kommission nun die Zulassung für Paxlovid für die gesamte EU erteilt. Darüber informiert die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) auf ihrer Website, nachdem sie am Donnerstag grünes Licht gegeben hatte. Paxlovid von US-Hersteller Pfizer sei zur Behandlung von Corona-Infektionen zu empfehlen, so die Behörde.

Was bringt die Pille wirklich? In welchem Umfang ist sie in Deutschland verfügbar? Fragen und Antworten.

Ist Paxlovid die Wende im Kampf gegen Corona?

Der Paxlovid-Hersteller Pfizer hat Wort "Wende" für seine Pille zumindest schon verwendet. Der US-Pharmakonzern äußerte die Hoffnung, dass die Pandemie damit zu Ende gehen könnte. Infektiologe Philipp Schommers von der Uniklinik Köln bezweifelt das. "Es wird die Pandemie nicht beenden können", sagte er über die Corona-Pillen schon im Dezember dem WDR.

Die klinischen Tests können tatsächlich Hoffnung machen: Demnach können die Pillen, wenn man sie rechtzeitig anwendet, tatsächlich einen extrem schweren und tödlichen Krankheitsverlauf verhindern - und zwar in fast 90 Prozent der untersuchten Fälle.

Erwartet wird auch, dass die Pillen gegen die Omikron-Variante und andere Mutationen helfen.

Was könnte die Hoffnungen auf Paxlovid dämpfen?

Erstes Problem: Das Mittel muss rechtzeitig genommen werden - also möglichst ganz am Anfang, wenn man sich infiziert hat. Häufig weiß man ja aber erst nach einigen Tagen, ob man Corona hat. In vielen Fällen könnte es dann also schon zu spät dafür sein, dass Paxlovid seine volle Wirkung entfaltet.

Zweites Problem: Die Arzneimittelagentur EMA empfiehlt Paxlovid erst mal nur Erwachsenen, die Risikopatienten sind - also zum Beispiel Menschen mit Vorerkrankung. Aber diese nehmen ja nicht selten auch schon andere Medikamente ein. Und genau dabei muss man besonders aufpassen. Die EMA warnt, dass Anti-Corona-Pillen die Wirksamkeit anderer Medikament beeinträchtigen könnte.

Drittes Problem: Wie auch bei anderen Medikamenten kann es bei Paxlovid Nebenwirkungen geben - sowohl leichte als auch schwere. Bei manchen Teilnehmern der Zulassungsstudien kam es zum Beispiel zu Erbrechen, Durchfall, Bluthochdruck und Geschmacksverlust. Im Allgemeinen seien die Nebenwirkungen aber milde, so die EMA.

Wie nimmt man die Pillen ein?

Paxlovid ist tatsächlich das erste Corona-Medikament, das in der EU zugelassen wurde, das man selbst zu Hause einnehmen kann. Andere Mittel werden zum Beispiel über Infusionen vom Arzt verabreicht.

Die Paxlovid-Tablette nimmt man laut Hersteller fünf Tage lang ein, jeweils zwei Pillen pro Tag. Die Pillen sollen das Coronavirus hemmen und somit die Vermehrung des Virus im Körper stoppen.

Ist Paxlovid eine gute Alternative zur Impfung?

Das sicher nicht, meinen Expertinnen und Experten wie der Infektiologe Bernd Salzberger. Ein Grund: Patienten auf Intensivstationen bringt eine solche Pille nichts - eine Impfung hätte ihnen vielleicht mehr geholfen.

Ein weiterer Grund: Die Nebenwirkungen sind bisher nicht so gut untersucht wie bei den Impfstoffen, die schon viele Millionen Male verabreicht wurden. Darauf wies Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" vom 23.11.2021 hin. Es bestehe zum Beispiel auch das Risiko, dass solche antiviralen Medikamente Auswirkungen auf das menschliche Erbgut haben können.

Ist Paxlovid nun für alle verfügbar?

Das Mittel ist zwar jetzt zugelassen. Wann es sich aber auf Rezept in der Apotheke kaufen lässt, ist noch unklar. Zwar wurden nach Angaben von Gesundheitsminister Lauterbach eine Million Packungen Paxlovid geordert. Einen Vertrag gibt es aber offenbar noch nicht.

Bislang hat Pfizer weltweit gerade mal 180.000 Behandlungseinheiten Paxlovid zur Verfügung. Und von denen bis zu 70.000 in den USA reserviert. Nach Unternehmensangaben sollen dort bis Ende Januar 250.000 Einheiten verfügbar sein.