Impfdurchbruch - Was muss man zu Impfdurchbrüchen wissen?

Stand: 17.11.2021, 10:57 Uhr

Wir beantworten Ihre Fragen zu den Corona-Impfungen. Hier: Impfdurchbruch - Was muss man zu Impfdurchbrüchen wissen?

Auch vollständig geimpfte Menschen können sich mit dem Coronavirus infizieren und daran erkranken. Dann ist von Impfdurchbrüchen die Rede. Was genau versteht man darunter? Welche Gründe sind derzeit dafür bekannt? Wie gravierend sind die Krankheitsverläufe? Und spielen die Virusvarianten dabei eine Rolle?

Impfdurchbrüche nehmen laut RKI zu

Das RKI definiert als "wahrscheinliche Impfdurchbrüche" nur solche mit offensichtlichen Symptomen - auch milden. Unterm Strich hat die Behörde deutschlandweit bislang bei 0,31 Prozent der rund 56 Millionen vollständig Geimpften solche Impfdurchbrüche registriert. Bis zum 10. November waren es insgesamt 175.188 Fälle. Allerdings war die Inzidenz im Sommer auch niedrig und die Schutzwirkung der Impfungen bei vielen noch höher.

Die meisten dieser Impfdurchbrüche traten in den vergangenen Wochen auf. Die Zahl steigt also an. Allein in den Kalenderwochen 41 bis 44 (10. Oktober bis 7. November) waren es 90.471 solcher Fälle - also mehr als die Hälfte.

Dass sich überhaupt geimpfte Menschen infizieren können, ist für Wissenschaftler keine Überraschung. "Wir wussten von Anfang an, dass die Impfung nicht zu 100 Prozent wirksam ist. Selbst in den Zulassungsstudien hatten sich vollständig Geimpfte infiziert", erklärt Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der Technischen Universität Dortmund.

Immunologe: Jeder werde mit dem Virus in Kontakt kommen

Laut dem Infektionsimmunologen Leif Erik Sander von der Berliner Charité ist es recht klar, dass wir alle bis Ende kommenden Jahres mit dem Virus - sei es nun Delta oder eine andere Variante - in Kontakt kommen werden: "Entweder wir sind dann geimpft, so dass dieser Kontakt wie eine Impfauffrischung wirkt und wir gar nichts oder nur wenig von der Infektion merken, oder wir sind ungeimpft und haben einen Erstkontakt mit dem Virus - und damit das Risiko, schwer zu erkranken."

Eine Impfung ist kein 100-prozentiger Schutz

Eine gewisse Unsicherheit ist beim Impfen immer dabei. Eine Wirksamkeit von 95 Prozent bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei Geimpften 95 Prozent geringer ist. Im Umkehrschluss bedeutet das: Es stecken sich immer einige Menschen trotz Impfung an.

Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt deshalb die Gefährdung der Gesundheit bei Geimpften immer noch als "moderat" ein. Zum Vergleich: Einmal- oder Ungeimpfte haben eine "hohe" Gefährdung. Eine gute Nachricht ist auch, dass die Hospitalisierungsrate, also der Anteil derer, die ins Krankenhaus müssen, bei Impfdurchbrüchen relativ gering ist.

Die Gefahr der Übertragung ist hoch

Zurzeit werden praktisch nur Viren der Delta-Variante übertragen. Wen es trotz Impfung erwischt, der hat zu Beginn eine massiv erhöhte Virus-Last im Rachen. "Wegen der Impfung geht sie aber nach ein oder zwei Tagen zurück", erklärt Ruth Schulz von der WDR-Wissenschaftsredaktion. Wie schnell das passiert, hängt auch davon ab, wie viele Antikörper man gebildet hat. Diese helfen dabei, die Virus-Last zu reduzieren. Deswegen sollte man auf jeden Fall weiterhin eine Maske tragen, vor allem in Innenräumen, so Schulz.

Impfung schützt unterschiedlich lange

Laut Robert Koch-Institut deuten Studien darauf hin, dass auch bei der vorherrschenden Delta-Variante "ein sehr guter Schutz vor schweren Krankheitsverläufen" besteht.

Christian Bogdan, Direktor des Mikrobiologischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen und Mitglied der Stiko, sagte dem WDR, dass es etwa fünf Prozent "Impfversager" gebe. Das bezeichne Menschen, die entweder falsch geimpft worden sind oder die schlichtweg nicht auf den Impfstoff reagieren.

Unstrittig ist, dass Menschen mit einem schwachen Immunsystem gefährdeter sind, sich zu infizieren. So ist die körpereigene Abwehr beispielsweise bei Krebspatienten und bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen geschwächt.

Bei älteren Menschen reagiert das Immunsystem oft nicht mehr so stark auf die Impfung. Es werden dann weniger Antikörper gebildet und die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung ist höher.

Mehr Geimpfte - mehr Impfdurchbrüche

Die Impfwirkung dauert nicht ewig an, sie lässt im Laufe der Zeit nach. Das haben Studien aus Israel gezeigt. Auch dies kann dazu führen, dass eine dritte Impfung nötig wird.

Übrigens: Je mehr Menschen geimpft sind, umso häufiger kommt es auch zu Impfdurchbrüchen. Eine hohe Impfquote erhöht auch die Fallzahl der Durchbrüche.

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