Es sind erschreckende Zahlen: Das Robert Koch-Institut meldet am Mittwochmorgen so viele Corona-Tote wie noch nie zuvor: 952 Menschen sind an oder mit dem Coronavirus in Deutschland gestorben. Damit wird der bisherige Höchststand von 598 Todesfällen vom vergangenen Freitag deutlich übertroffen.
Die Zahl der Neuinfektionen ist ebenfalls deutlich gestiegen. Seit Dienstag sind 27.728 Fälle dazugekommen. Vor einer Woche waren es noch rund ein Viertel weniger (20.815 Fälle). Allerdings waren in den Daten von Dienstag keine Zahlen aus Sachsen enthalten gewesen, weswegen in den neuen Zahlen auch Nachmeldungen enthalten sein könnten, wie es hieß.
Lockdown in Deutschland beginnt
Die neuen Corona-Fallzahlen und damit verbundenen Höchstwerte fallen ausgerechnet auf den ersten Tag des Lockdowns. Ab heute wird das Leben in Deutschland wieder auf ein Minimum heruntergefahren. Der Einzelhandel schließt in weiten Teilen vom 16. Dezember bis zum 10. Januar.
Alten- und Pflegeheime besonders betroffen
Die hohen bundesweiten Corona-Fallzahlen werden laut RKI durch zumeist diffuse Geschehen verursacht. Dabei stellt das Institut zahlreiche Häufungen insbesondere in Privathaushalten und Alten- und Pflegeheimen fest, aber auch in beruflichen Zusammenhängen sowie in Gemeinschaftseinrichtungen.
Auch gingen demnach Infektionen von religiösen Veranstaltungen aus. Für einen großen Teil der Fälle könne das Infektionsumfeld nicht ermittelt werden.
"Ein weiterer möglicher Infektionsort könnten die Schulen gewesen sein", sagt WDR-Wissenschaftsjournalistin Julia Polke. "Das Gefährliche ist, dass Kinder und Jugendliche bei einer Infektion häufig keine Symptome zeigen und sich das Virus in den Familien und von dort möglicherweise in die Altenheime verbreiten kann."
Hohe Corona-Zahlen begründet durch "zu viele Kontakte"
Warum steigen die Todeszahlen gerade jetzt so sprunghaft an? "Das hat mit der Verzögerung zu tun", sagt WDR-Wissenschaftsjournalistin Polke. Die Zeit zwischen Infektion und Versterben sei relativ lange. "Sie beträgt drei bis vier Wochen."
"Offenbar hat es in letzter Zeit zu viele Kontakte gegeben", so Polke. "Die Menschen haben sich nicht genügend an die Appelle von Politik und Wissenschaft gehalten." Das exponentielle Wachstum der Corona-Infektionen spiegele sich nun im exponentiellen Wachstum der Todeszahlen wider.
Intensivmediziner: Zahlen könnten noch steigen
Kann die Kurve der Ansteckungen aufgrund des Lockdowns wieder nach unten zeigen - in zwei bis drei Wochen? "Da sind wir uns relativ sicher", sagte Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, am Mittwoch im WDR5-"Morgenecho".
Er befürchte aber, dass der Ansturm in den Fußgängerzonen in den letzten beiden Tagen das Infektionsgeschehen noch einmal nach oben treiben werde. Der Lockdown sei deshalb unabdingbar. "Die Belastungsgrenze auf den deutschen Intensivstationen - vor allem in den Hotspot-Gebieten - ist wirklich erreicht."
Fast 5.000 Corona-Intensivpatienten
Laut RKI werden als Corona-Todesfälle diejenigen gezählt, bei denen die Infektion mit dem Virus ursächlich für den Tod war oder durch Vorerkrankungen wahrscheinlich ist, dass der Tod im direkten Zusammenhang mit Covid-19 steht.
Insgesamt sind in Deutschland seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 23.427 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Laut RKI waren am Dienstag 4.735 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung.