Strandkörbe am Nordseestrand,Spaziergänger im Hintergrund

Corona und Reisen - ein Luxusproblem?

Stand: 13.05.2020, 15:18 Uhr

  • Studentin: "Viel und weit reisen ist Privileg"
  • 23% der Deutschen machten 2019 aus Kostengründen weniger Urlaub
  • Corona gefährdet für manche Familien den einen Urlaub im Jahr

Von Anna Palm

Annika Mohr ist mit 20 das erste Mal geflogen. Als Kind hat sie mit ihrer Familie eher in Deutschland Urlaub gemacht. "All Inclusive in Südeuropa kannte ich nicht, aber es hat mir auch nicht gefehlt." Für die 22-Jährige kommt es nicht in Frage, große Summen für Reisen auszugeben - ihr Lehramtsstudium finanziert sie selbst.

Urlaub und Reisen in Zeiten von Corona ist gerade ein großes Thema in Politik und Gesellschaft. Viele machen sich Gedanken um ihre Urlaubsplanung - doch nicht für alle ist Reisen selbstverständlich.

"Wenn ich mit Freunden spreche, ist es mir total wichtig, rauszuhören, dass Leute ein gewisses Bewusstsein dafür haben, wie privilegiert man ist, wenn man viel und weit reist", sagte Annika Mohr dem WDR. "Das bedeutet aber nicht, dass man sich dafür schlecht fühlen muss. Ich weiß auch, dass ich trotzdem privilegiert bin, ich kann grundsätzlich mal wegfahren."

23% der Deutschen machten 2019 aus Kostengründen weniger Urlaub

78 Prozent der Deutschen sind 2019 in den Urlaub gefahren - das geht aus Zahlen der "Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V." hervor. Eine Studie des ADAC spricht dafür, dass die Kosten beim Urlaub für viele Menschen eine Rolle spielen. 40 Prozent der Menschen stimmten der Aussage ganz oder eher zu, dass sie sich 2019 bewusst ein preiswertes Reiseland ausgesucht haben - 23 Prozent sagten, dass sie in dem Jahr aus Kostengründen weniger in den Urlaub fuhren.

Christina Borchert ist Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung. Die Organisation ermöglicht Familien mit Belastungen, dazu zählt ein geringes Einkommen, Urlaub in Deutschland im Rahmen von Ferieneinrichtungen. Der Urlaub wird auch finanziell gefördert. Sie ist ständig in Kontakt mit Familien, die das ganze Jahr auf den einen Urlaub im Sommer hinsparen.

Corona gefährdet für manche Familien die eine Auszeit im Jahr

Corona und Reisen - ein Luxusproblem? Der eine Urlaub in einer der Ferieneinrichtungen im Sommer sei für viele Familien Luxus, aber auch eine wichtige Erholung, erzählt Borchert. Die Corona-Pandemie gefährdet diese eine Auszeit. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung versucht deswegen, die Familien noch weiter zu unterstützen, ihnen zum Beispiel bei der Anreise zu helfen.

"Viele versuchen, auch in der Corona-Pandemie an dem einen Urlaub festzuhalten und an anderen Ecken zu sparen", sagt Borchert. "Sie wollen ihren Kindern eine Auszeit ermöglichen."

Urlaub in Deutschland - das werden jetzt wohl viele Deutsche so machen. Die Studentin Annika Mohr sagt: "Urlaub muss nicht heißen, weit weg zu kommen. Ich muss gerade nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch wegen der Pandemie minimalistischer leben. Im Sommer in Deutschland raus in die Natur - das ist auch was Schönes."

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