Intensivstationen fast voll - Pfleger gibt Einblick in Arbeitsalltag

Stand: 29.04.2021, 14:56 Uhr

Die Lage auf den Intensivstationen ist weiter angespannt. Ein Intensivpfleger gab emotionale Einblicke in seinen Arbeitsalltag.

Die Zahl der Corona-Erkrankten auf den deutschen Intensivstationen bleibt hoch. Und die Belastung der Angestellten ist mittlerweile an der Grenze - oder sogar darüber. Dies sagte der Intensivpfleger Ricardo Lange auf der Pressekonferenz des Robert Koch-Instituts (RKI) am Donnerstag.

Lange beschrieb seinen Arbeitsalltag sehr emotional. "Oft spricht man mit Patienten, meist über die Familie. Dann geht man nach Hause, kommt am nächsten Tag ins Krankenhaus und sieht, dass das Bett dieses Patienten leer ist. Einfach weil sich der Zustand so stark verschlechterte, dass der Patient die Nacht nicht überlebte. Das ist schon schwer zu verdauen", berichtete Lange.

Viele Patienten sterben alleine - "dann machen wir den Reißverschluss zu"

Besonders hart sei es, mitanzusehen, wie Menschen sich von ihren Angehörigen verabschieden müssten. "Wegen des Infektionsschutzgesetzes stehen die Angehörigen mit Maske und Kittel vor den Sterbenden. Das letzte, was diese Menschen noch sehen, wenn sie noch etwas sehen, sind Masken und Kittel", so Lange.

Derzeit werden mehr als 5.000 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt, wie die intensivmedizinische Vereinigung Divi am Mittwoch meldete. Vor einem Monat lag die Zahl noch unter 3.500.

Mancherorts kaum noch freie Intensivbetten

Auch in NRW ist die Lage in den Krankenhäusern weiterhin angespannt. In zahlreichen Kreisen und Städten sind die Intensivstationen zu mindestens 80 Prozent ausgelastet - auch wegen der Corona-Patienten. Mancherorts liegt die Auslastung sogar bei mehr als 90 Prozent, darunter Köln, Düsseldorf, Essen, Bochum, der Rhein-Sieg-Kreis, der Kreis Lippe und die Städteregion Aachen. In Bonn waren laut Meldung von Donnerstag nur noch elf von 294 Intensivbetten frei.

"Hanebüchen": FDP kritisiert fehlende Daten zum Durchschnittsalter

Kritik an den Zahlen zu den Intensivstationen kommt von der FDP. Der Grund: Es werden deutschlandweit keine Daten zum Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten gesammelt. Das geht aus einer am Donnerstag bekannt gewordenen Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf einer kleine Anfrage der Liberalen hervor, die die Bundestagsabgeordnete Judith Skudelny gestellt hatte.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bemängelte die FDP-Politikerin, dass die Regierung "in Zeiten, in denen Politik und Ethikkommission über eine Impfpriorisierung diskutieren", die Erhebung von simplen Zahlen mit hoher Bedeutung vernachlässige - unter anderem das Alter der Intensivpatienten. "Das ist hanebüchen und wird dem erforderlichen Weitblick zur Pandemiebekämpfung nicht gerecht."

Skudelny warf dem SPD-Gesundheitspolitker Karl Lauterbach vor, mit "falschen Fakten" Angst zu verbreiten. Da das Alter gar nicht erfasst werde, entbehre diese Darstellung jeder Grundlage.

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