Heiraten in Zeiten von Corona

Stand: 18.07.2020, 20:28 Uhr

  • Heiraten mit 150 Gästen wieder möglich
  • Brautpaare müssten Feier dafür spontan umplanen
  • Viele Hochzeiten auf 2021 verschoben

Von Jörn Kießler

Vor dem Historischen Rathaus am Kölner Alter Markt werden am Donnerstagnachmittag (16.07.2020) Hände geschüttelt und Küsschen verteilt. Als wenig später der Regen einsetzt, drängen sich das Brautpaar und die rund 40 Gäste unter dem Vordach. Das Standesamt betreten dürfen aber nur die künftigen Eheleute mit acht Gästen und Fotograf. So wollen es die Corona-Regeln der Stadt.

Dass trotzdem so viele Verwandte und Freunde gekommen sind, die sich nicht wirklich an Abstands- und Hygieneauflagen halten, zeigt, wie schwer es vielen Menschen fällt, aufs Mitfeiern zu verzichten. Seit Mittwoch (15.07.2020) müssen sie das auch nicht mehr – zumindest nach der eigentlichen Trauung in Standesamt oder Kirche. Seitdem erlaubt NRW wieder "private Feste aus herausragendem Anlass mit bis zu 150 Teilnehmern".

Private Feste mit 150 Gästen wieder erlaubt

"Als wir das erfahren haben, ist uns ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Maria Trippel. Die 28-jährige Düsseldorferin und ihr Freund Miguel Peters sind seit September 2019 verlobt. "Und direkt nach unserer Verlobung haben wir mit der Planung der Hochzeit begonnen", sagt der 29-Jährige. Die Feier soll am selben Tag wie die standesamtliche Trauung am 14. August stattfinden.

Dafür hatte das Paar schon Anfang des Jahres die Location gebucht, die Gästeliste geschrieben und rund 100 Einladungen verschickt – und dann kam Corona. "Seitdem wussten wir nicht, ob und wie es weitergeht", sagt Trippel. "Mit weniger Gästen feiern wollten wir aber nicht."

Viele Hochzeiten auf 2021 verschoben

Sehr viele Hochzeitsfeiern wurden nach Informationen des Bundes deutscher Hochzeitsplaner auf das kommende Jahr verschoben. "Die Brautpaare sind verständlicherweise sehr verunsichert", sagt Pressesprecherin Svenja Schirk.

"Das war für uns keine Option", sagt Trippel. "Wir wollten nicht erst feiern, wenn wir schon ein Jahr verheiratet sind." Also plante das Paar einfach weiter wie bisher – mit dem Risiko, alles absagen zu müssen. Doch es ging gut: "Wir waren gerade beide auf dem Rückweg von unseren Junggesellenabschieden, als uns ein Freund die Nachricht schickte, dass Hochzeiten mit bis zu 150 Gästen wieder erlaubt sind", erinnert sich Peters.

Heiraten gegen die Corona-"Tristesse"

Es geht aber auch ganz anders, wie Miriam Reuther-Bottemöller und ihr Mann Gerrit Bottemöller zeigen. Auch sie haben am Donnerstag (16.07.2020) geheiratet, bewusst im kleinen Kreis. "Wir haben erst vor vier Wochen beschlossen zu heiraten", sagt der frisch vermählte Ehemann Bottemöller.

"Um eine große Feier ging es uns aber gar nicht", erklärt Reuther-Bottemöller. "Wir haben auch geheiratet, um mit der Hochzeit etwas gegen die Corona-'Tristesse' zu machen."

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