FC Kryvbas: Warum der Kanzler ukrainische Fußballerinnen getroffen hat

Stand: 13.05.2022, 22:31 Uhr

Der Bundeskanzler kam nicht zufällig nach NRW - will er doch zwei Tage vor der Landtagswahl nochmal ordentlich Werbung für die SPD machen. In Köln kam es nebenbei zu einem besonderen Treffen mit Ukrainerinnen.

Denn am Freitagabend stand für Kanzler Olaf Scholz (SPD) nach seinem Wahlkampfauftritt in der Stadt auch ein Besuch beim Kölner Hilfsverein für die Ukraine, "Blau-Gelbes Kreuz", auf dem Plan - und ein Treffen mit dem FC Kryvbas.

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Scholz steht neben Spielerinnen des ukrainsichen Fußballvereins

Zwar musste der Kanzler sich über eine Dolmetscherin mit den jungen Frauen unterhalten - doch schienen alle Beteiligten sichtbar Spaß an der Begegnung zu haben: Es wurde gescherzt und gelacht. Dabei steht das Leben der Spielerinnen des ukrainischen Vereins FC Kryvbas derzeit eigentlich auf dem Kopf: Genau am 24. Februar, dem ersten Tag des Krieges, war die Frauenmannschaft des ukrainischen Erstligisten in der Ukraine bei der Abreise zu einem Spiel in die Türkei in einen Bombenangriff geraten.

FC Kryvbas zu Gast beim 1. FC Köln

Der Verein hatte Hilferufe per E-Mail an verschiedene deutsche Fußballvereine geschickt - und der 1. FC Köln reagierte. 40 Spielerinnen, Kinder und Betreuer des FC Kryvbas kamen nach Köln, seitdem leben sie hier, trainieren im Geißbockheim. In der ersten ukrainischen Liga war die Mannschaft zuletzt auf Platz drei. Es sei eine große Ehre und sehr aufregend für sie alle gewesen, den deutschen Bundeskanzler zu treffen, sagte die aus Kamerun stammende Profispielerin Ysis Amareillle Sonkeng nach dem Scholz-Besuch am Freitag dem WDR.

Scholz steht neben Spielerinnen des ukrainsichen Fußballvereins

Gute Stimmung mit dem FC Kryvbas

Blau-Gelbes Kreuz: Hilfe seit 2014

Für Übersetzung sorgte Linda Mai vom deutsch-ukrainischen Verein Blau-Gelbes Kreuz. Den Kölner Verein gibt es bereits seit 2014. Seit der Annektion der Krim unterstützen Ehrenamtliche "die Entwicklung einer freien, demokratischen Ukraine", organisieren Hilfe für die Opfer des Krieges, der im Osten des Landes seitdem herrscht. Nur wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die gesamte Ukraine zog der Verein seine Aktivitäten an.

Eine Halle am Kölner Großmarkt wurde zum Sammelplatz für Spenden für Menschen in und aus der Ukraine. Der Bedarf war und ist riesig: Medikamente, Decken, Hygieneartikel, aber auch Dieselgeneratoren, Kettensägen oder Erste-Hilfe-Koffer. Und Geld, mit dem weiteres Material und Transporte finanziert werden können. Neuerdings sammelt der Verein auch Spenden für sogenannte "Babyboxen". Sie enthalten vieles, was werdende Mütter in der Ukraine brauchen und gerade nicht bekommen: Milchpulver, Stilleinlagen, Fencheltee zum Beispiel.

Mitlgieder des Vereins Blau-gelbes-Kreuz

Aufgeregt: Mitglieder des Vereins Blau-Gelbes Kreuz nach dem Besuch des Kanzlers

Vertreter des Blau-Gelben Kreuzes zeigten Scholz am Freitag die Halle am Kölner Großmarkt, wo Spenden für die Ukraine gesammelt werden. Es sei "eine sehr bewegende Aktivität", sagte der Kanzler anschließend. Er bewundere, wie die Ehrenamtlichen schon kurz nach Ausbruch des Krieges "so viel auf den Weg gebracht" hätten. Scholz bescheinigte dem deutsch-ukrainischen Verein "unglaublich viel Professionalität" bei der Logistik.

Der große Bedarf an Hilfe zeige, wie furchtbar und brutal der Krieg in der Ukraine sei und "dass wir alles dafür tun müssen, dass er schnell zum Ende kommt". Deswegen werde Deutschland "die Ukraine unterstützen, humanitär, aber auch mit militärischen Lieferungen, damit die Ukraine sich verteidigen kann".

Tatsächlich zeigten sich auch die ehrenamtlichen Helfer anschließend angetan vom Besuch des Kanzlers: Scholz habe sich ehrlich interessiert für ihre Arbeit, sagte Vertreterin Linda Mai dem WDR. "Er hat ganz viele Fragen gestellt und wollte wirklich wissen, wie wir arbeiten."