Wasserstofftank in Holzwickede

Test im Ruhrgebiet: Wasserstoff in Erdgasleitungen

Stand: 04.08.2023, 15:56 Uhr

In einem unscheinbaren Gewerbegebiet in Holzwickede wird gerade die Antwort auf eine der Kernfragen der Energiewende gesucht: Kann man reinen Wasserstoff durch eine schon existierende Erdgasleitung pumpen?

Von Kay Bandermann

Genau diesem Problem geht der Gasnetzbetreiber Westnetz auf den Grund. In einem Gewerbegebiet nahe dem Dortmunder Flughafen wurden 500 Meter Erdgasleitung vom Netz abgekoppelt.

Die drei Firmen, die daran hängen, erhalten stattdessen Wasserstoff aus einem Tank. Sie heizen damit seit mehr als einem halben Jahr ihre Büros und Werkstätten – nachdem sie zuvor nagelneue Brennwertgeräte angeschafft hatten, die Wasserstoff verbrennen können.

Projekt zur Wasserstoffversorgung von Unternehmen

WDR 5 Westblick - aktuell 04.08.2023 05:05 Min. Verfügbar bis 03.08.2024 WDR 5


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"Deutschlandweit einmaliges Forschungsprojekt"

Bei Seifomat, einem Hersteller von individuellen Seifenspendern, gab es seitdem keine Auffälligkeiten. Allerdings, so das Unternehmen, hätte man in diesem Jahr auch noch nicht viel heizen müssen.

Mit "H2HoWi", einem laut Westnetz "deutschlandweit einmaligen Forschungs- und Entwicklungsprojekt", will man herausfinden, wie sich Wasserstoff in Erdgasleitungen verhält. Muss der Leitungsdruck erhöht werden? Dringt Wasserstoff durch die Rohrwand nach außen? Gibt es undichte Stellen bei den Anschlüssen?

Klimaziele besser erreichen durch H2-Leitung

Aber nicht nur Ingenieure und Techniker schauen interessiert nach Holzwickede. Auch die Netzplaner sind neugierig auf die Ergebnisse. Denn das hätte entscheidende Auswirkung auf das Tempo der Umstellung der deutschen Energieversorgung von Erdgas auf die Alternative Wasserstoff.

Schon in diesem Herbst wollen Bundesregierung und Gasnetzbetreiber das sogenannte H2-Kernnetz für die Fernleitungen festlegen. Es ist vergleichbar mit dem Autobahnnetz für lange Strecken. Könnte ein großer Teil des schon vorhandenen regionalen und Ferngasnetzes weiter genutzt werden, wären die ambitionierten Klimaziele bis 2030 oder 2040 besser zu erreichen.

Über das Thema berichten wir am 04.08.2023 auch im WDR-Hörfunk.