Heimliche Held:innen der Autobahn: Unterwegs mit Straßenwärtern

Lokalzeit aus Dortmund 04.03.2024 04:37 Min. Verfügbar bis 04.03.2026 WDR

"Gut, dass wir heute da waren": Unterwegs mit Straßenwärtern auf der A45

Stand: 05.03.2024, 17:15 Uhr

Sie sichern Unfälle ab, sie mähen Gras, bessern Schlaglöcher aus, kontrollieren Brücken, säubern Rinnen und machen vieles mehr, um für freie Fahrt auf der Autobahn zu sorgen. Und doch werden sie von Autofahrern beschimpft und oft sogar beworfen.

Von Jürgen Kleinschnitger

"Gleich auf der Autobahn immer den Blick Richtung Verkehr haben", sagt Kolonnenführer Sadi Griese im Auto auf dem Weg zum Einsatz auf der sechsspurigen A45. Sein Team wird in Höhe des Dortmunder Hafens den Mittelstreifen mähen. "Gehölzpflege" sagen die Straßenwärter dazu und dafür haben sie zwei Unimogs mit Mähköpfen ausgerüstet.

Insgesamt sind sie mit sechs Fahrzeugen ausgerückt, allein drei davon für die Absicherung. Es ist kurz vor neun, der Berufsverkehr ebbt ab. In Stoßzeiten eine Baustelle aufzubauen, ist immer etwas heikel, meint Griese: "Morgens im Berufsverkehr müssen alle pünktlich zur Arbeit, alle gestresst, viele aggressiv und das merkst du."

Oft beschimpft – manchmal mit Müll beworfen

Was Sadi Griese mit aggressiv meint, ist schnell zu merken. Der Achtzylinder einer cremeweißen Limousine heult direkt neben ihm auf und poltert mit deutlich mehr als 80 km/h keine zwei Meter vorbei. Kurz darauf passiert dasselbe mit einem Kleinwagen. Dann rauscht ein Sattelzug hupend vorbei. "Alltagsgeschäft", seufzt der Kolonnenführer. "Mittelfinger zeigen. Bananenschalen, Äpfel, letztens eine Zigarette rauswerfen", zählt er auf, was ihm schon entgegen kam. Er zuckt mit den Achseln.

Sicherheitsabstand der Straßenwärter-Fahrzeuge hundert Meter

Griese und sein Kollege säubern den Ablauf von Wasser am Rand der Autobahn

Die Straßenwärter säubern den Ablauf entlang der Autobahn

Hundert Meter etwa sind die Fahrzeuge von Grieses Kolonne jeweils voneinander auf der A45 in Dortmund entfernt. Aus Sicherheitsgründen, falls es doch einmal zu einem Auffahrunfall kommt.

Er klettert über die Leitplanke im Mittelstreifen und sammelt Radkappen, abgefahrenen Spiegeln oder verlorenen Gegenständen auf. Vermutlich Spuren eines Unfalls. Sie könnten umherfliegen, wenn die Mähköpfe da gleich drüber fahren.

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Drei Fahrzeuge schneiden Büsche auf dem Zwischenstreifen der A45

Drei Unimogs schneiden Gehölz auf dem Zwischenstreifen der A45

Im einem der Unimogs sitzt Nico Kollöchter. Er hat zwei Mähköpfe zu bedienen. Da bleibt keine Möglichkeit mehr, auf den Verkehr zu achten. Muss er auch nicht, denn dafür ist sein Sicherungsteam ja da. Kollöchter wünscht sich etwas mehr Rücksicht der Autofahrer. "Wir machen das alles aus einem guten Grund, nämlich damit der Verkehr gut rollen kann." Trotz Beschimpfungen und Gefahr: Er mag seine Arbeit, weil sie vielfältig ist. Ein zu Unrecht unterschätzter Job, meint der Straßenwärter.

Aquaplaning durch Einsatz der Straßenwärter verhindern

Griese und ein Kollege reinigen den Ablauf

Griese und ein Kollege reinigen den Ablauf auf der A45

Dass ohne sie die Autobahn in wenigen Wochen wohl schon nicht mehr befahrbar ist, meint auch Sadi Griese und reinigt zwei verstopfte Abläufe auf der Überholspur. Auf etwa zwanzig Meter hat sich schon eine Pfütze gebildet. Beim nächsten Regen droht hier Aquaplaning und das ist bei 130 Stundenkilometer an dieser Stelle ein immenses Unfallrisiko. "Gut, dass wir heute da waren", sagt der Kolonnenführer am Ende der Schicht.