Wesel: Nachbar ruft wegen Ukraine-Hymne die Polizei

Stand: 07.08.2023, 20:49 Uhr

Seit Februar 2022 spielt Walter Testrut täglich um 18 Uhr die ukrainische Nationalhymne. Für ihn ist es eine Solidaritätsbekundung, doch jetzt rief vermutlich ein Nachbar wegen Ruhestörung die Polizei.

Walter Testrut aus Wesel ist über den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine so empört, dass der Hobbymusiker jeden Tag um 18 Uhr mit seinem Keyboard die ukrainische Nationalhymne spielt. Ein paar Minuten dauert das. Kurz nach dem Beginn des Krieges vor eineinhalb Jahren hat er damit begonnen. Er stellt den Verstärker auf laut. Jeder in der Umgebung soll es mitbekommen.

Mindestens ein Nachbar fühlt sich gestört

Doch am 3. August 2023 stand plötzlich die Polizei vor seiner Tür. Ein Nachbar fühlt sich offenbar so gestört von dem täglichen dreiminüten Vortrag, dass er die Polizei gerufen hatte. Die Beamten sagten Walter Testrup, dass er nur bei geschlossenem Fenster weiterspielen dürfe. Wer sich beschwert hat, erfährt der 77-Jährige nicht.

Walter Testrup bekommt auch viele positive Rückmeldungen für seine Solidaritätsaktion. Einmal klingelte eine Ukrainerin mit Tränen in den Augen, erzählt der 77-Jährige. Mit einer Übersetzungs-App auf dem Handy, zeigte sie Walter Testrut ihre Botschaft. "Eine junge Frau stand mit ihrer kleinen Tochter vor der Tür. Sie hatte Tränen in den Augen. Sie wohne gegenüber in dem Hochhaus und sie wäre so hingerissen von Emotionen, dass ich das mache", erklärt Testrut.

Bürgermeisterin steht hinter Solidaritätsbekundung

Schon Anfang des Jahres gab es eine Beschwerde wegen Lärm beim Ordnungsamt der Stadt Wesel - ohne Erfolg. Im Rathaus wird derweil gerade an einer Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Novomoskovsk gearbeitet. "Die Stadt Wesel strebt eine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Nowomoskowsk an. Daher haben wir uns sehr gefreut, dass Herr Testrup seit anderthalb Jahren schon täglich die Hymne gespielt hat", erklärt die Bürgermeisterin Ulrike Westkamp.

Bald sollen Feuerwehrleute aus Nowomoskowsk zu einem offiziellen Besuch nach Wesel kommen. Dann will die Bürgermeisterin Walter Testrup im Ratssaal live spielen lassen. Wie es mit dem Vorwurf der Ruhestörung weitergeht und ob Walter Testrup wieder bei offenem Fesnster spielen darf, will sie erst nach Rücksprache mit der Polzei klären.

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