Haftstrafe wegen Tierquälerei? Berufungsprozess vor Landgericht Dortmund
Stand: 26.09.2024, 21:43 Uhr
Im Schlacht- und Tierschutzskandal in Werne steht der mutmaßliche Haupttäter erneut vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft will eine höhere Strafe und hatte Berufung gegen das Ersturteil eingelegt. Nun will das Landgericht Dortmund weitere Zeugen hören.
Von Jürgen Kleinschnitger
Muss der Haupttäter für seine Prügelattacken auf schwache und teils kranke Rinder in einer Viehsammelstelle in Werne in Haft? Darum geht es im Berufungs-Prozess vor dem Landgericht Dortmund. Im Januar hatte das Amtsgericht Lünen den 41-Jährigen zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Das reichte der Staatsanwaltschaft nicht. Sie legte Berufung ein.
Sollte das Landgericht entscheiden, dass die Strafe für ihn höher ausfällt als 24 Monate, dann müsste er ins Gefängnis. Denn Bewährung ist nur bis zu einer Strafe von zwei Jahren möglich.
Wann begannen die Prügel-Attacken?
Der Staatsanwalt will klären, ob die Zustände in der Viehsammelstelle schon länger so gewesen sind, wie auf den Videos zu sehen. Bisher war der 41-Jährige lediglich für die von den Tierschutzaktivisten gefilmten Misshandlungen verurteilt worden, so der Staatsanwalt.
Angeklagter: Druck im Job
Der Angeklagte sagte, er habe damit erst im Jahre 2021 angefangen. Da seien immer mehr offensichtlich kranke Rinder in der Viehsammelstelle angekommen, bevor sie in die firmeneigenen Schlachtereien gebracht wurden. Sein Chef, der Metzger, habe ihn als Mini-Jobber so unter Druck gesetzt, dass er angefangen habe, Tiere zu misshandeln.
Nun will das Landgericht Zeugen hören, ob die Prügeleien wirklich erst im Jahr 2021 an der Tagesordnung waren. Ein möglicher Zeuge: Ein Aktivist von SOKO Tierschutz, die mit ihren Videos den Skandal aufgedeckt hatten. Die entscheidende Frage an die Aktivsten wird sein: Ab wann wussten sie von den Quälereien im Betrieb in Werne?
Sammelstelle war eigentlich nur für Pferde zugelassen
Dennoch sind auf den Bildern offenbar zahlreiche schwache und mutmaßlich kranke Rinder zu erkennen, die beim Verladen geschlagen und getreten worden sein sollen. Wasser und Futter erhielten die Tiere demnach selten. Diese Videos hatten die Aktivisten den Behörden übergeben. Sie sind die Grundlage für die Anklage.
Gegen die anderen Beteiligten, etwa gegen den Metzger und Firmenchef werden die Prozesse ab November starten.
Unsere Quellen:
- WDR-Recherche
- Landgericht Dortmund