Tierquälerei in Werne: Metzger-Mitarbeiter vor Gericht

Lokalzeit aus Dortmund 10.01.2024 02:39 Min. Verfügbar bis 10.01.2026 WDR Von Jürgen Kleinschnitger

Tierquälerei in Werne: Metzger-Mitarbeiter vor Gericht

Stand: 10.01.2024, 08:29 Uhr

Er soll Schlachttiere beim Verladen brutal geprügelt haben. Deshalb steht ein ehemaliger Metzgerei-Mitarbeiter aus Werne vor dem Amtsgericht Lünen. Die Prügelattacken wurden versteckt gefilmt.

Von Jürgen Kleinschnitger

Die Anklage liest sich schockierend: 38 Tierquälereien, unter anderem Prügelattacken auf Rinder und Pferde. Aber auch ein bereits verendetes Tier, aus dem in der firmeneigenen Metzgerei verbotenerweise Wurst und Fleisch für Verbraucher gemacht worden sein soll. Angeklagt dafür sind ein Metzger und zwei seiner Mitarbeiter. Doch ab Mittwoch steht vorerst nur einer der drei Männer vor Gericht.

Tatort Viehsammelstelle in Werne: Hier wurden offiziell Pferde verladen, damit sie zur familieneigenen Metzgerei gebracht werden können. Dafür hatte das Kreisveterinäramt Unna die Sammelstelle zugelassen. Doch was dort tatsächlich vor sich ging, dokumentierten im Frühjahr 2021 versteckte Kameras von Tierschutzaktivisten.

Schockierende Videos von Tierschutzaktivisten

Die Videos zeigen einen Mann und einen weiteren Mitarbeiter, wie sie sichtlich schwache, teils krank aussehende Pferde und Rinder mit Knüppeln verprügeln, bis einige der Tiere vor Erschöpfung zusammenbrechen. Von da aus verladen die beiden die Tiere und lassen sie zu familieneigenen Schlachtbetrieben bringen. Darunter laut Anklage auch ein totes Tier, aus dem am Ende Wurst und Fleisch für Verbraucher gemacht worden sein soll.

Auf einem Video soll auch der Metzger und Firmeninhaber zu sehen sein als unbeteiligter Zuschauer. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Chef zumindest duldete, was in seiner Viehsammelstelle vor sich ging.

Prozessauftakt ohne Firmenchef

Der Metzger selbst wird heute nicht vor Gericht stehen. Sein Anwalt hatte im Dezember weitere Akteneinsicht gefordert und auch Einsicht in Videomaterial, das mehrere Terabyte umfassen soll. Weil der Anwalt Zeit braucht, um die Akten und Videos zu sichten, wurde das Verfahren gegen den Firmenchef abgetrennt. Das Gleiche gilt für den zweiten Mitarbeiter.

Was wusste der Firmenchef?

Der Metzger hatte anfangs öffentlich abgestritten, von den Quälereien gewusst zu haben. Trotzdem hatte der Kreis Unna alle Betriebe des Metzgers vier Wochen nach dem ersten Hinweis durch Tierschutzaktivisten geschlossen. Aus Sicht der Kreisveterinäre gab es belastbare Videos, die zeigen, dass von der Viehsammelstelle ein totes Tier in eine Metzgerei gebracht und dort zu Wurst und Fleisch verarbeitet worden sein soll.